El entusiasmo

von Ricardo Larraín, Chile, 1999
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Der Film "El Entusiasmo" skizziert anhand einer Liebesgeschichte dreier Menschen die chilenische Gesellschaft im Aufbruch nach der von den USA installierten Militärdiktatur Pinochets. Zwei Männer, die die gleiche Frau lieben, packen die Zukunft sehr unterschiedlich an. Der eine von ihnen lässt seiner Euphorie und seiner Unternehmungslust keine Grenzen, der andere, der Vergeistigtere, filmt zwar weiter seine Umgebung, kehrt aber immer mehr nach innen.

Riccardo Larraín, der bedeutendste chilenische Filmemacher der Nachdiktaturzeit, choreographiert diese Geschichte mit einer hervorragenden Kameraführung in die faszinierende Wüstenlandschaft des Nordens in seiner Heimat hinein, gibt ihr eine symphonische Note und lässt als eine Art Subplot in der Handlung immer wieder den Poeten Pablo Neruda aufscheinen. Eine wichtige Perspektive im Film nimmt das Kind von Isabel und Fernando ein, das den Entwicklungen einerseits ausgeliefert ist und andererseits auch Fragen an sie und an die Vergangenheit stellt. Die Dreiecksgeschichte hat als politischen Untergrund die jüngere Geschichte Chiles, denn der Volksmörder Pinochet ist noch immer präsent.

Walter Ruggle

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Credits

Originaltitel
El entusiasmo
Titel
El entusiasmo
Regie
Ricardo Larraín
Land
Chile
Jahr
1999
Drehbuch
Ricardo Larrain, Jorge Goldberg
Montage
Danielle Fillios
Musik
Jorge Arriagada
Kamera
Esteban Courtalon
Ton
Marcos de Aguirre
Produktion
CineXXI (Chile), Paraiso (Frankreich), Cartel (Spanien)
Formate
35mm
Länge
108 Min.
Sprache
Spanisch/d/f
Schauspieler:innen
Maribel Verdu (Isabel), Alvaro Escobar (Fernando), Alvaro Rudolphi (Guillermo), Carmen Maura (Maria), Gianfranco Lebrini (Miguel)

Pro Material

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Pressestimmen

«Larrain beschreibt den schwierigen Umgang mit der neu gewonnenen Freiheit, und er schafft dies in einer visuell und musikalisch ebenso gewagten wie spannungsvollen Art.»
Frankfurter Rundschau

«El Entusiasmo» erzählt die Geschichte einer schwierigen Liebe und ist gleichzeitig eine Reflexion über die Befindlichkeit Chiles nach 16 Jahren Diktatur – diese zwei Ebenen verschränkt der chilenische Regisseur Ricardo Larraín so subtil und visuell überzeugend, dass eine Parabel von grosser Dichte entsteht. Die Fragen, die Larraín aufwirft, die Reflexionen über Vergangenheit und Geschichte, beschränken sich nicht auf Chile, sondern haben universale Qualität. Und das bestätigt den Reichtum dieses Films um so mehr.»
Regula Fuchs, Der Bund

«Die Grenze, das Land, die Frage, wie man sich als Chilene definiert, sind eigentlich Larraíns Thema, immer gespiegelt in konkreten Lebensgeschichten. In «El entusiasmo», macht Larraín es an einer über Jahre gehenden Liebesgeschichte im Dreieck und, wie in «La Frontera», an Pablo Neruda fest. «Eine Obsession», sagt Larrain. «Die Nation Chile gäbe es so nicht ohne Neruda. Neruda hat Dinge gesagt und geschaffen. Wir haben keine besseren Worte gefunden für unsere Heimat als er.»  (...) Larraín erzählt in Zeitsprüngen, geht auf Distanz zum Erzählten. Alles Unmittelbare hat eine zweite exemplarische Dimension, bleibt dennoch locker und leicht und spielt ins Phantastische hinein. Ein Alter kreuzt mit seinem ambulanten Museum auf und verhökert fossile Erinnerungen an Chiles linke Politgeschichte, Fernando macht die Arbeiterkämpfe in den Kupferminen Nord-Chiles zum kassenfüllenden Freilichtspektakel und verrennt sich schliesslich mit dem Projekt einer in die Wüste gesetzten Freizeit- und Ferienanlage, die typisch ist, so Ricardo Larraín, für den wilden Liberalismus, der während Pinochets autokratischer Herrschaft «aus Chile ein ökonomisch wild-offenes Land, bereit für jede Art von Wettbewerb, gemacht hat.»
Verena Zimmermann, Solothurner Zeitung

«Der Film spielt auf geschichsträchtigem Boden, dazu auf einem, der die Fantasie mächtig anregt. Die leere, nackte Wüste dient Larraín als Projektionsfläche. Hier erfinden seine Helden ihre Utopien, realisieren sie und resignieren, gehen unter. Hier lässt er die Liebes- und Dreiecksgeschichte, das Vehikel der Story, süss, leichthin und leidenschaftlich angehen, um sie Szene für Szene auszudörren, in Tristesse und Einsamkeit überzuführen. Hier werden Schwindel erregende Projekte ausprobiert, flüchtig wie eine Fata Morgana, bald verweht in Wind und Sand. Man spürt von den ersten Bildern an, dass die Figuren über Dimensionen verfügen, die in andere, ältere Zeiten hinabreichen, dass sie für etwas stehen, was gewissermassen hinter den Bildern existiert. Fernando, der Enthusiast, fühlt sich als Poet, als einer, der die Lebens- und Liebensentwürfe seines Landsmanns Neruda verwirklichen möchte. «Ich bin ein Poet», sagt er in einer der Schlüsselszenen, «und kann Metaphorik in Projekte verwandeln.»
Christoph Kuhn, Tages-Anzeiger