Birds of Passage

In den 1970er-Jahren verschlägt es eine Wayúu-Familie in Kolumbien in den florierenden Drogenhandel, den die Bedürfnisse nordamerikanischer Jugendlicher in Fahrt bringen. In der Wüste von Guajira übernimmt eine indigene Familie eine führende Rolle im Handel mit Marihuana und kommt auf den Geschmack von Reichtum und Macht. Das ist atemberaubend erzählt, packend inszeniert, exzellent gespielt und grandios gefilmt.

Ein Familienclan

Schon der ethnografisch anmutende Einstieg in die Filmhandlung ist eine Wucht und zeugt von der präzisen Beobachtungsgabe der Filmschaffenden und von dem, was ihnen elementar wichtig ist: Die Menschen vor Ort. Ciro Guerra und Cristina Gallego, die bereits den berauschenden Spielfilm El abrazo de la serpiente in den Amazonas-Urwald hineingezaubert haben, wollen die Geschichte des beginnenden Drogenhandels aus der Perspektive der betroffenen Bevölkerung erzählen, wollen ihre Gesichter zeigen, ihre Traditionen, ihre Form des Erzählens auch.

Die Wayúu leben auf der Karibik-Halbinsel Guajira in Kolumbien und im benachbarten Venezuela. Sie sind die grösste indigene Bevölkerungsgruppe der Region und ihre Sprache Wayuunaiki wird von gut 300’000 Menschen gesprochen. Die Schilderung der Geschichte eines Familienclans, die Cristina Gallego und Ciro Guerra auf der Basis von realen Begebenheiten zu einem lateinamerikanischen Spiel mir das Lied vom Tod choreografiert haben, ist der oralen Erzähltradition der Wayúu verpflichtet und mit Bewusstsein für Genres wie für Ethnografisches fesselnd inszeniert.

Einfache Bauern mutieren da ohne Vorbereitung zu Geschäftsleuten in einem von aussen aufgesetzten System, dessen Spielregeln ihre eigenen durcheinanderbringen. Birds of Passage schenkt den Wayúu Gehör, bietet eine andere Perspektive auf eine vermeintlich bekannte Geschichte. Und er geht ans Grundsätzliche, denn ob wegen Marihuana für Nordwestler in Kolumbien getötet wird oder für das Cobalt der globalen Handyproduktion im Kongo: Von den Opfern vor Ort spricht kaum jemand. «Wir haben die Seele verloren – niemand beschützt uns mehr», erkennt die Mutter am Ende des Films, der dem Mechanismus des Kapitalismus in die Fratze blickt.

Walter Ruggle


BONUS
Press Conference Festival Locarno
Australian Centre for Latin American Studies - Video
Spanisches Fernsehen, Cannes - Video
Filmbulletin
The Guardian
Tages-Anzeiger

Festivals & Auszeichnungen

Cannes 2018
Quinzaine des réalisateurs

Locarno 2018
Piazza Grande

Premio Fenix 2018
Best Feature Film
Best Actress Carmiña Martínez
Best Film Music, Lenoardo Heiblum

Los Cabos Film Festival 2018
Audience Award

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Credits

Originaltitel
Birds of Passage
Titel
Birds of Passage
Regie
Ciro Guerra, Cristina Gallego
Land
Kolumbien
Jahr
2018
Drehbuch
Maria Camila Arias, Jacques Toulemonde, d'après l'idée de Cristina Gallego
Montage
Miguel Schverdfinger
Musik
Leonardo Heiblum
Kamera
David Gallego
Ton
Carlos Garcia, Claus Lynge
Ausstattung
Angelica Perea
Produktion
Ciudad Lunar Bogota
Formate
Blu-ray, DCP
Länge
125 Min.
Sprache
Wayuu, Spanisch/d/f
Schauspieler:innen
José Acosta (Raphayet (der Schwiegersohn)), Carmiña Martínez (Úrsula (die Mutter)), Jhon Narváez (Moisés/Moncho (der Freund)), José Vicente Cotes (Peregrino (der Onkel/Wortbote)), Natalia Reyes (Zaida (die Tochter)), Juan Martínez (Aníbal (der Cousin)), Greider Meza (Leonidas (der Sohn))

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Pressestimmen

«Epischer als jede Fernsehserie. Verpassen sollte man diese phänomenale Verdichtung einer Familiengeschichte auf keinen Fall. Es ist wie der lateinamerikanische Godfather Pascal Blum, Tages-Anzeiger

«Ein bildmächtiges Gängsterepos, wie man es noch nie gesehen hat. Das Verblüffendste an diesem Film ist, wie elegant Cristina Gallego und Ciro Guerra die Konventionen des Gangsterfilms mit der oralen Tradition der Wayuu verschränken.» Florian Keller, WochenZeitung

«Der etwas über zweistündige Film hält – und zwar auf ganzer Länge – was die wundervoll inszenierte Anfangssequenz verspricht. Ein flirrendes, bildgewaltiges Epos über Stolz, Blut und Liebe. Eine gelungene Melange aus epischem Ethnodrama und Drogenkrieg. Farbenprächtig und kontrastreich dargebracht, nimmt einen der Film mit auf eine mystische Reise in dieser für Regisseur Ciro Guerra typischen, völlig unaufgeregten und doch absolut mitreissenden Art.» Steve Nyffenegger, Maximum Cinema

«Ein Drogenmafiafilm, wie er noch nie erzählt worden ist: aus der Sicht des indigenen Volkes. Guerra und Gallego wagen sich an die Grenzen des Genres.» Dominic Schmid, Filmbulletin

«Birds of Passage ist ein herausragendes, hochspannendes Drogen- und Familienepos, das an Klassiker wie «Der Pate» erinnert. Guerras ethnografisch präziser Blick mündet in Bildern voller Symbolkraft.» Lory Roebuck, Aargauer Zeitung

«Indigene Mythen und Gebräuche verwoben mit jenen des Godfather-Genres. Raffiniert und spannend.» Michael Sennhauser, SRF

«Birds of Passage bemüht sich um eine differenzierte Sicht auf die Anfänge des kolumbianischen Drogenhandels und löst sich damit von den Klischees um Escobar und den Kokainkrieg, wie man sie aus us-amerikanischen Produktionen kennt. Besonders faszinierend ist der authentische Einblick in die Lebensweise der Wayuu.» Gregor Schenker, Züritipp

«Wer da an den Consigliere aus «The Godfather» denken muss, liegt richtig: Es ist nicht das erste Mal, dass ein Film das mafiöse Potenzial von Clans freilegt. Aber so, wie «Birds of Passage» die indigenen Bräuche mit den Codes des Gangsterfilms überblendet, hat man das noch nie gesehen.» Berner Zeitung

«Es ist der starke Kontrast zwischen dem Drogenhandel und den damit einhergehenden Dingen sowie dem Leben eines eingeborenen Stammes, der diesen Film so eindringlich werden lässt. Ein vor Wirkkraft nur so brodelnder Film, der es verdient, gesehen zu werden.» cineman

«Als Chronik der Akkumulation bekommt «Birds of Passage» die Kraft eines urtümlichen Klagegesangs. Es ist ein Gangsterfilm als fantastisch inszenierter Canto, in dem die fortschreitende Eskalation des Drogenkriegs unabwendbar auf das Verhängnis einer Familie zusteuert.» Der Bund

«Gallego and Guerra craft a devastating but compelling picture of corruption and ruin, accompanied by an edgy musical score that mixes traditional rhythms with contemporary compositions and fuels the greater cultural conflicts embedded within the context of this visually arresting cartel drama.» Pamela Jahn, filmexplorer

«Regisseur Ciro Guerra hat bereits in seinem schwarzweissen Dschungeltrip «El abrazo de la serpiente» den europäischen Blick auf die Indigenen Lateinamerikas hypnotisiert, bis zum fiebrigen Delirium. Wenn er jetzt ethnische Kultur und zeitgemässes Genre verbindet, dann erscheint das Gangsterkino so, als sei es zu unserem Mythos geworden: als ewiges Lied von der Machttrunkenheit, der Brutalität des Verrats und des Aufstiegs als Akt trampelnder Zerstörung. Mit unvergesslicher Wucht weitet «Birds of Passage» die Geschichte von der Wayuu-Familie zum bösen Traum, den wir alle lesen können. Man muss nur auf die Zeichen achten.» Basler Zeitung

«Schon der ethnografisch anmutende Einstieg in die Filmhandlung ist eine Wucht.» Filmportal 451

«Ein Meisterwerk über die Anfänge des Drogenhandels. - Der neue Film von Ciro Guerra und Cristina Gallego («El abrazo de la serpiente») schafft den Spagat zwischen ethnografischer Beobachtung und packen­der Erzählung grandios und wird bereits jetzt als lateinameri­kanischer «Godfather» gehandelt. Im Oscar­Rennen für 2019.» Aaku-Magazin

«Jeder Narcos-Fan sollte 'Birds of Passage' sehen (und alle anderen auch).» Moviepilot

«Gallego und Guerra beherrschen ihr Genre deutlich besser als Farhadi, sie haben naheliegende Vorbilder wie "Scarface" oder "City of God" von den Aufsteigermythen befreit.» Der Tagesspiegel

«Un Scarface tribal et halluciné en Colombie.» Le Monde

«Aux antipodes de l’imagerie collective hantée par les Pablo Escobar et consorts, cette magnifique fresque nous rappelle que les cartels de la drogue trouvent leurs racines dans des tribus locales imprégnées de mysticisme. Ambitieux et poignant..» A voir A lire

«Entre thriller et tragédie grecque, fascinant de réalisme.» France Info Culturebox

«Une fresque tragique déployée sur 12 ans qui façonne son propre style presque baroque en mêlant un univers de gangsters ruraux machos aux codes ritualisées d’une société matriarcale, un monde de western quasi "Sergio Leonien" à un parfum de conte édifiant, sous forme de métaphore sous-jacente de l’Histoire récente de la Colombie, voire du capitalisme sauvage.» Cineuropa

«Un Tarantino chamanique en Colombie.» Le Figaro

«Les débuts du commerce de la drogue en Colombie sont racontés sur un mode plus chamanique que gangsta dans une splendide fresque soulevée par le souffle de l’invisible.» Le Temps, Antoine Duplan