Tangos - el exilio de Gardel

Bild von

Sehnsucht nach der Heimat
In Paris probt eine Gruppe von exilierten Künstlerinnen und Künstlern aus Argentinien ein musikalisches Spektakel über den Tango. Juan uno, ein begnadeter Bandoneonspieler, erhält dabei von Juan dos, der in Buenos Aires geblieben ist und der Diktatur widersteht, das Buch mit der Geschichte des legendären Sängers Carlos Gardel. Fernando Solanas entwirft eine zauberhafte Tangedia, eine Mischung aus Tanz, Komödie und Tragödie zum Exil.
Der Filmemacher Fernando Solanas gehört zu den Schlüsselfiguren im Kino. Der Argentinier hat die Filmgeschichte seines Kontinents geprägt und mit seinem frühen Filmmonument «La hora de los hornos» (Die Stunde der Hochöfen) ein epochales Werk gestaltet und seine Filmerkollegen zu Widerstandskraft ermutigt. «Tangos - el exilio de Gardel» ist ein Film der Sehnsucht, des Tanzes, des Tangos, der Liebe und des Heimwehs. Eine vom Militärputsch 1976 wie Solanas ins Pariser Exil vertriebene argentinische Tanzgruppe probt in diesem Spielfilm eine Tanguedia, eine Mischung aus Tragödie und Komödie auf Basis des Tangos, Solanas selber tritt als «Angel» (Engel) auf. Die Inszenierung kommt wegen verschiedenster Schwierigkeiten zu keinem Abschluss.
Musikalische Struktur und stilisierte Gestaltung ergeben einen ästhetisch eindrucksvollen Film, dessen Episoden durch hervorragende tänzerische und schauspielerische Leistungen und durch die betörende Tangomusik von Astor Piazzolla verklammert werden. «Tangos» wurde von Fernando Solanas noch im Exil gedreht, in das er vor der Militärdiktatur in seiner Heimat fliehen musste. Er präsentierte den Film damals an der Mostra del Cinema in Venedig, wo er gefeiert wurde als eines der grossen Werke zum Thema Exil. Der Argentinier skizziert mit inszenatorischer Eleganz und dem wunderbaren Astor-Piazzolla-Score die emotionalen Widersprüche des Exils.
Der Tango ist omnipräsent, nicht nur auf der Tonspur - Piazzollas unvergängliche Bando-neonklänge beschwingen auch das Bild. Die Kamera bewegt sich, als würde sie zum Tango antreten, gleitet, hält inne und fest. Sie lässt uns spüren, wie sehr da die Kunst und das Leben zu einem verschmelzen und am Seineufer oder in den Jugendstildekors von Paris ein Stück argentinischer Heimat evozieren. Wie kann man mit zuhause in Berührung kommen, ohne da zu sein, ist eine der zentralen Fragen. Und eine unmissverständliche Antwort lautet: Über die Kultur, über das, was uns verbindet und zusammenschweisst, selbst über grosse Distanzen hinweg. Und so ist denn «Tangos» ein Augen- und ein Ohrenschmaus.

Festivals & Auszeichnungen

Venezia Prix special du Jury 1985.

artwork

Credits

Originaltitel
Tangos - el exilio de Gardel
Titel
Tangos - el exilio de Gardel
Regie
Fernando Solanas
Land
Argentinien
Jahr
1985
Drehbuch
Fernando Solanas
Montage
Luis César D'Angiolillo, Jacques Gaillard
Musik
Astor Piazzolla
Kamera
Felix Monti
Produktion
Cinesur
Formate
35mm, DVD, Blu-ray, DCP
Länge
121 Min.
Sprache
Spanisch, Französisch/d/f oder e
Schauspieler:innen
Marie Laforêt (Mariana), Philippe Léotard (Pierre), Miguel Ángel Solá (Juan Dos), Marina Vlady (Florence), Lautaro Murúa (Gerardo), Georges Wilson (Jean-Marie), Fernando Solanas (Angel)

Möchten Sie diesen Film zeigen?

Bitte füllen Sie unser Formular aus.

Vorführdatum Vorführung
Veranstalter/Veranstalterin

Pressestimmen

«Music and dance are splendid.» The New York Times

«Eine vom Militärputsch 1976 ins Pariser Exil vertriebene argentinische Tanzgruppe probt eine Tanguedia ein, eine Mischung aus Tragödie und Komödie auf der Grundlage des Tangos. Die Inszenierung kommt jedoch zu keinem Abschluss: der in Argentinien zurückgebliebene Autor, der den Text in Bruchstücken liefert, verstummt vor dem Ende, der französische Regisseur kommt mit der Mentalität der Truppe nicht zurecht, die Argentinier leiden an der Trennung von der Heimat und am Verlust der verschleppten Familienangehörigen. Ein ästhetisch eindrucksvoller, eindringlich und konsequent durchgeformter Film, der sich insbesondere durch seine stilisierte Gestaltung und musikalische Struktur auszeichnet. Die in Episoden und Fragmente zerfallende Geschichte wird zusammengehalten von hervorragenden tänzerischen und schauspielerischen Leistungen und von der meisterhaften Tangomusik.» Lexikon des int. Films

«Das Exil als Konstante in der Geschichte Südamerikas bildet das Thema schlechthin von Tangos. Exil aber nicht nur in der primären Bedeutung von Zwang zur Auswanderung aus politischen Gründen, Exil vielmehr auch als Metapher für die Sehnsucht, die wiederum in den melancholischen Klängen der Tangos und Milongas ihre Entsprechung findet.» Neue Zürcher Zeitung