The Invisible Life of Eurídice Gusmão

Karim Aïnouz erzählt in seinem unwiderstehlichen tropischen Melodram die Geschichte zweier Schwestern, die einander innig lieben, deren Leben durch patriarchale Strukturen aber auseinandergerissen werden. Er setzt an in Rio um 1950, wo Eurídice und Guida als lebensfrohe junge Frauen aufwachsen und sich nicht mit der Bestimmung abfinden wollen, dass Frauen im Versteckten ihrer Arbeit im Haushalt nachkommen sollen.

Lust auf ein bewegend schönes Stück episches Kino und auf die Zeitreise zweier Frauen? Darüber hinaus auf einen Ausflug nach Rio de Janeiro? Der Roman von Martha Batalha, deutsch erschienen unter dem Titel «Die vielen Talente der Schwestern Gusmão», wurde von Karim Aïnouz (Madame Satã) aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts für den Film in die 50er Jahre und damit näher an unsere Gegenwart heranholt, in der die Handlung mündet. Was bereits der Buchautorin gelang, schafft der Film mit der zusätzlichen visuellen Ebene: Wir tauchen ein in den Mikrokosmos einer Familie, in der jugendliche weibliche Entdeckungslust und schiere Lebensfreude auf den Widerstand eines traditionellen Familienbildes stossen, auf die männliche Idee, dass Frauen den Haushalt betreuen sollen und Männer diktieren, was sie zu tun und was zu lassen haben.

Zwei jugendliche Frauen haben einen Traum. Eurídice spielt liebend gern und gut Klavier; sie will Pianistin werden und in der weiten Welt auftreten. Guida hört ihr zu und sucht selber die wahre Liebe in wechselnden Beziehungen. Sie verfällt dem Charme eines griechischen Matrosen, der sie mit aufs Schiff nimmt und ihr die Glückseligkeit in Europa verspricht. Die Wirklichkeit erweist sich als eine andere, und als Guida schwanger heimkehrt, stösst der Vater sie aus, trennt seine beiden Töchter, ohne dass die eine von der anderen weiss, wo sie steckt. Karim Aïnouz hat einen ungemein sinnlichen Film mit zwei starken Frauenfiguren gestaltet und erzählt von ihrer Leidenschaft wie ihrer Trennung zutiefst berührend. Es ist ein Blick rückwärts, um von der Gegenwart zu erzählen und anzudeuten, dass die Gesellschaft auf dem Weg zu einem Menschenbild Fortschritte gemacht hat, aber in Sachen Rolle von Mann und Frau nach wie vor ein grosses Entwicklungspotenzial aufweist.

Walter Ruggle

BONUS: Karim Aïnouz in Toronto (english)

Festivals & Auszeichnungen

Cannes Film Festival 2019
Prix Un Certain Regard Award   

Denver International Film Festival 2019
Krzysztof Kieslowski Award, Honorable Mention

Film Independent Spirit Awards 2020

Havana Film Festival 2019
Coral Best Art Director Rodrigo Martirena

International Cinematographers' Film Festival Manaki Brothers 2019
Golden Camera 300 Hélène Louvart

Jerusalem Film Festival 2019

Lima Latin American Film Festival 2019
APRECI Prize Honorable Mention; Audience Award Best International Film; Best Cinematography

Mar del Plata Film Festival 2019

Munich Film Festival 2019
CineCoPro Award

National Board of Review, USA 2019
NBR Award Top Five Foreign Language Films

Palm Springs International Film Festival 2020

São Paulo Association of Art Critics Awards 2020
APCA Trophy Best Actress Carol Duarte, Julia Stockler

Transatlantyk Festival: Lodz 2019

Valladolid International Film Festival 2019
Best Actress Julia Stockler, Carol Duarte
FIPRESCI Prize Best Film
Silver Spike Best Film
Sociograph Award

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Credits

Originaltitel
The Invisible Life of Eurídice Gusmão
Titel
The Invisible Life of Eurídice Gusmão
Regie
Karim Aïnouz
Land
Brasilien
Jahr
2019
Drehbuch
Murilo Hauser, Inés Bortagaray, Karim Aïnouz - based on Martha Batalha
Musik
Benedikt Schiefer
Kamera
Hélène Louvart
Ton
Waldir Xavier, Rodrigo Maia Sacic
Kostüme
Marina Franco
Ausstattung
Rodrigo Martirena
Produktion
Rodrigo Teixeira
Formate
DVD, Blu-ray, DCP
Länge
139 Min.
Sprache
Portugiesisch/d/f oder i
Schauspieler:innen
Fernanda Montenegro (Eurídice Gusmão), Carol Duarte (Eurídice jovem), Júlia Stockler (Guida Gusmão), António Fonseca (Manuel), Gregório Duvivier (Antenor), Marcio Vito (Osvaldo), Cristina Pereira, Maria Manoella, Nikolas Antunes (Yorgos)

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Pressestimmen

«Der Regisseur Karim Aïnouz findet im Alltag normaler Frauen ein Mass an Leid und Stärke, das es mit jeder Heldengeschichte aufnehmen kann. Der Film flimmert, pulsiert, atmet.» Nina Jerzy, NZZ

«Grosses, grandios komponiertes und gespieltes Schicksalsdrama.» annabelle

«The Invisible Life of Eurídice Gusmão ist ein sehr sinnliches Frauen- und Gesellschaftsporträt über mehrere Jahrzehnte, das eine ungeheure erzählerische Kraft entfaltet; ein Film über gesellschaftlich akzeptierte Unterdrückung, aber auch über die Sehnsucht nach bedingungsloser Liebe.» Regina Grüter, Aargauer Zeitung

«Dabei müssten die Leute in einen Film wie den brasilianischen „A vida invisível de Eurídice Gusmão“ von Karim Aïnouz stürmen... ein Film über zwei Schwestern, jede rebellisch auf ihre Weise, die sich in den späten Fünfzigern aus den Augen verlieren. Ein Film, der unsichtbare Biographien sichtbar macht (inspiriert von dem gleichnamigen Roman von Martha Batalha) und überreich ist an sinnlichen Details, Gesten, Tragödien und neuen Heimaten.» Verena Lueken, Frankfurter Allgemeine Zeitung

«A vida invisível , nach dem Roman von Martha Batalha, ist ein wuchtiges, überbordendes Melodram, in den 1950er Jahren angesiedelt, getränkt von tropischer Schwüle und Hitzköpfigkeit.» Wolfram Knorr, Die Weltwoche

«Sehenswert und berührend.» Cineman

«Eine filmische Beweisführung für die Aussichtslosigkeit, ein Leben ausserhalb der patriarchal vorgeschriebenen und die Frau als solche per se unterdrückenden Rolle führen zu wollen - ob aufmüpfig oder folgsam.» Thierry Frochaux, PS

«Das epische Melodrama A Vida Invisível de Eurídice Gusmão erzählt die Geschichte zweier Schwestern, die mit Worten getrennt werden. Das ist toll gespielt, berührend und herzzerreissend, jedoch zu keinem Zeitpunkt kitschig. Brasiliens Oscar-Einreichung für den besten internationalen Film bietet ganz grosses Gefühlskino.» Christoph Schelb, outnow

«Zeitreise zweier Frauen - ein bewegend schönes Stück episches Kino aus Brasilien.» art-tv

«In Cannes in der Kategorie Un certain regard ausgezeichnet, skizziert der brasilianische Regisseur Karim Aïnouz ein ebenso lebensfrohes wie tieftrauriges Melodrama zweier Schwestern, die sich den Regeln der patriarchalischen Gesellschaft fügen müssen.» Züritipp

«Une fresque intime et ambitieuse qui dit le lien indestructible entre soeurs, incarnées par deux comédiennes charismatiques. On pleure de bonheur.» rts

«Un mélo imposant au propos féministe pertinent.» Le Matin Dimanche

«Une fresque sociale et féministe, loin des clichés habituels sur le Brésil, et une galerie de portraits de femmes dominées par les hommes et l’ordre social.» France Culture

«D’une injustice si révoltante qu’il fait mal au ventre, ce film dépeint aussi l’une des plus belles histoires d’amour du cinéma.» 20 Minutes, Marine Guillain

«Un grand film abouti sur tous les plans.» RTS La Première, Jean-Philippe Bernard

«On est complètement emporté par ce flot d'émotions.» RTS, Raphaële Bouchet

«Karim Aïnouz signe un grand mélodrame féministe en hommage aux lumineuses héroïnes almodovariennes.» Konbini

 «Le film est incroyablement beau, sa lumière (signée de la grande Hélène Louvart), ses couleurs, ses cadres et textures, et toujours à la limite de la faute de goût que le mélo exige, dans la crudité des humeurs et l’excès coloré.» Libération

 «Sur un fil tendu quelque part entre Almodovar et Wong Kar-wai, ces demoiselles de Rio déploient le récit d’une vie de résilience et de larmes sur fond d’émancipation. Un mélo brésilien stylisé et feutré.» Paris Match

«Romanesque en diable, cette tranche de vie au long cours est surtout une splendide évocation de femmes privées de la liberté d'aimer comme d'être indépendantes.» Notre Temps

«A nourishing melodrama elevated by Karim Aïnouz's singular, saturated directorial style.» Variety

«A hounting drama that quietly celebrates the resilience of women.» The Hollywood Reporter

«Un film d'époque émouvant et déchirant.» Screen Daily

«Un récit vibrant sur la quête de liberté.» Le Parisien

«Le film trouve sa beauté propre dans son souffle biographique, cette façon de rapporter l’existence au temps qui passe et transforme tout, suscitant d’une sœur à l’autre, d’une époque à la suivante, de puissants courts-circuits émotionnels.» Le Monde

«Un mélo tropical aux couleurs splendides et saturées et aux émotions tragiques, sensuelles et exacerbées.» Grazia

«Si c'est du mélodrame, c'est seulement dans le meilleur sens du terme.» Sight&Sound