Costa Brava, Lebanon

von Mounia Akl, Libanon, 2021

Die Familie Badri hat sich aus dem Lärm der Hauptstadt Beirut abgesetzt und lebt abgeschieden in den idyllischen Bergen. Das Leben ist friedlich, bis die Regierung eine Mülldeponie am Fuss des Hauses einrichtet. Die junge libanesische Regisseurin Mounia Akl blickt in den Familienalltag und spiegelt im wachsenden Konflikt die Explosionen am Hafen Beiruts und die Müllkrise. Was lässt sich in der Dekadenz einer korrupten Welt noch tun?

Walid (Saleh Bakri) hat sich mit seiner Frau Souraya (Nadine Labaki), ihren beiden Töchtern und der kranken Mutter aus dem in Müll und Korruption versinkenden Beirut abgesetzt und der Familie in den Hügeln fernab der Hauptstadt ein kleines Paradies geschaffen. Die Familie lebt nun mitten in Olivenhainen, bewirtschaftet ihren Garten und geniesst die Tage. Tala, die 16-jährige Tochter, erlebt erste sexuelle Regungen, während die 9-jährige Schwester Rim imaginäre Feinde erfindet und die lungenkranke Grossmutter Zeina die frische Luft geniesst. Das relative Glück endet an dem Tag, an dem direkt unterhalb ihres Hauses eine Mülldeponie errichtet wird.

Ausgehend von dieser Ungerechtigkeit führt uns Mounia Akl ins Leben einer Familie, die in dem Mass dysfunktional wird, wie sie von aussen bedroht ist. Die Filmemacherin spielt mit den Perspektiven ihrer Figuren, hält sich akzentuiert auf Kinderhöhe mit der kleinen Rim und beschreibt ihre tiefen Dilemmas. Die Mitglieder der Familie Badri sind hin- und hergerissen zwischen ihrem Wunsch, wieder mit der Gesellschaft in Beirut in Kontakt zu treten, und ihrer Autarkie mitten in der Natur. Sie müssen sich entscheiden: Widerstand oder erneute Flucht. Die Spannung steigt, aber die Stärke von Costa Brava, Lebanon liegt darin, dass der Film eine viel grössere Realität durch das Prisma dieses Mikrokosmos betrachtet und so die jüngsten Explosionen in Beirut auf beeindruckende Weise widerspiegelt oder durch die Stimmen der Demonstrationen, die die Geschichte des Libanon prägen, einen packenden Off-Screen schafft. So wird Costa Brava, Lebanon zu einer vielschichtigen Metapher für die Widersprüche unserer heutigen Gesellschaften, die einerseits den Zynismus der Herrschenden und andererseits die Resignation gegenüber Idealen verdeutlicht. Entstanden ist ein kleines Familiendrama von immenser Symbolkraft.

artwork

Credits

Originaltitel
Costa Brava, Lebanon
Titel
Costa Brava, Lebanon
Regie
Mounia Akl
Land
Libanon
Jahr
2021
Drehbuch
Mounia Akl, Clara Roquet
Montage
Carlos Marques-Marcet, Cyril Aris
Musik
Nathan Larson
Kamera
Joe Saade
Ton
Rana Eid
Kostüme
Beatrice Harb
Ausstattung
Thomas Bremer, Issa Kandil
Produktion
Myriam Sassine, Georges Schoucair
Formate
Blu-ray, DCP
Länge
106 Min.
Sprache
Arabisch/d/f
Schauspieler:innen
Nadine Labaki (Souraya), Saleh Bakri (Walid), Nadia Charbel (Tala), Ceana Restom & Geana Restom (Rim), Yumna Marwan (Alia), Liliane Chacar Khoury (Zeina), François Nour (Tarek)

Im Kino

Wetzikon

2. Mai 2024
20:15
Kultino

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Vorführdatum Vorführung
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Pressestimmen

«Un film parfaitement maîtrisé à la beauté trouble.» LE TEMPS, STEPHANE GOBBO

«Die Regisseurin Mounia Akl findet bezaubernde Darsteller für ihre komplexen Figuren und spiegelt in ihrem Kammerspiel-ähnlichen Familiendrama den libanesischen Gesellschaftskonflikt, der sich zwischen wütendem Widerstand, lähmender Ohnmacht und resignierter Nostalgie bewegt.» NZZ AM SONNTAG, SILVIA POSAVEC

«Costa Brava, Lebanon témoigne de l’immanence de la vie, malgré les vicissitudes. Une fleur a éclos sur une décharge.» LE REGARD LIBRE, ALICE BRUXELLE

«Das vielschichtige Porträt eines Lands am Abgrund genauso wie eine bittersüsse Liebeserklärung.» LUZERNER ZEITUNG, REGINA GRÜTER

«Costa Brava, Lebanon est un film fascinant car il réussit brillamment une parabole politique dans un drame familial très prenant.» CLAP.CH, REMY DEWARRAT

«Mounia Akl findet ein libanesisches Lebensgefühl in der Spannung zwischen traditionellen Familienwerten und Aufbruchsstimmung, zwischen Galgenhumor und Pathos oder auch darin, wie die Heimat gleichzeitig zelebriert und verdammt wird.» DIE WOCHENZEITUNG, CAROLINE BAUR

«Un récit d’une grande ampleur émotionnelle.» DAILY MOVIES, LOUP-GABRIEL ALLOATI

«Mounia Akl buchstabiert ihr Setting mit ihrem starken Cast konsequent durch und findet eine poetische Bildsprache für die gestörte Umwelt und die Wunschträume, in die sich vor allem die kleine Tochter flüchtet. Auch wenn die Symbolik etwas stark aufgeladen ist, führt Akl ihre Figuren gekonnt durch ein starkes Drehbuch und hat damit einen Film geschaffen, der beweist, dass zumindest der künstlerische Widerstand im Libanon noch nicht gebrochen ist.» FILMBULLETIN, MICHAEL KURATLI

«Beyrouth est sous les déchets. L’explosion du port a fait voler en éclats les rêves et les espoirs de la population libanaise.» CINE-FEUILLES, BLAISE PETITPIERRE

«Ultra schön.» RADIO 3FACH, ODINE RIGERT

«Costa Brava, Lebanon ist zeitgleich das Portrait einer patriarchal strukturierten Familie, die sich ganz modern ein gleichberechtigtes Dasein vorgaukelt, weil dies den hochgehaltenen hehren Idealen entspräche, und das Sittenbild der BewohnerInnen eines faktisch nicht existierenden Staates, der sich mittels Korruption, Vetternwirtschaft und sakrosankt hochgehaltenen Glaubensgräben auch selbst daran hindert, sich in Richtung funktionierend zu verändern.» P.S. ZEITUNG, THIERRY FROCHAUX

«Sehenswert, weil: Die Regisseurin Mounia Akl dem Publikum die libanesische Gesellschaft und deren anbrechende soziale Herausforderungen zeigt.» CINEMAN

«Ein wunderbarer kleiner Film, der den Libanon von einer anderen Seite zeigt.» KULTURTIPP

«Im von Mounia Akl inszenierten Drama wird sehr schön gezeigt, wie eine Familie immer weniger funktioniert, je grösser die negativen Einflüsse von aussen sind. Je mehr die Familie räumlich eingeengt wird, desto grösser werden ihre Konflikte.» OUTNOW, CHRISTOPH REISER

«Mounia Akl verbindet in ihrem ruhigen, aber genau beobachteten und hervorragend besetzten Spielfilmdebüt Kritik an den Missständen ihres Heimatlandes mit einer Familienanalyse.» FILMNETZ, WALTER GASPERI

«Die Libanesin Mounia Akl hat mit ihrem Erstlingsfilm Costa Brava, Lebanon eine Analyse der Situation im Land, das sensible Psychogramm einer Familie ob Beirut und das Gleichnis eines Überlebensversuchs in einer destruktiven Welt geschaffen.» DER ANDERE FILM, HANSPETER STALDER

«Writer-director Mounia Akl’s alluring debut is a confident allegory for modern-day Lebanon — one that’s ever evolving amidst the still-unfolding COVID-19 pandemic and following the Beirut explosion in August 2020 that left hundreds dead and hundreds of thousands homeless. Navigating the tension of letting go, Costa Brava, Lebanon is, at its core, a lesson in how and when to hold on.» TIFF, NATALEAH HUNTER-YOUNG

«A terrific feature debut from Mounia Akl which works both as a compelling domestic drama and an elegant political allegory.» SCREEN INTERNATIONAL

«A heartfelt charmer.» VARIETY

«Mounia Akl’s feature début comfortably occupies a space between Beasts of the Southern Wild and Honeyland. Her film is partly magical, partly real, but total fiction, because fiction is the best way to capture the tragicomic clown show that unfolds throughout.» THE PLAYLIST

«Costa Brava, Lebanon explores the existential struggle of a nation and becomes a nexus point for hope, despair, progress, and broken promises.» THE FILM STAGE

«Compelling. When it comes to individual people and their hopes, fears and desires, Akl has a talent for both the surreal flourish and the grounded insight.» THE HOLLYWOOD REPORTER

«Mounia Akl has recruited two magnificent actors in Saleh Bakri and Nadine Labaki to give the utmost force to a metaphorical story on the search for happiness in a tortured country.» ELLE