Lingui

Am Rande der Stadt N’Djamena im Tschad lebt Amina allein mit ihrer 15-jährigen Tochter Maria. Als diese schwanger wird, bricht ihre ohnehin schon fragile Welt zusammen. Im Land wird die Abtreibung nicht nur von der Religion verurteilt, sie wird auch vom Gesetz geahndet. Vereint mit den Frauen des Quartiers kämpft Amina für die Selbstbestimmung ihrer Tochter. Ein starkes Plädoyer für die Kraft der weiblichen Solidarität.

Amina verdient ihren kargen Lebensunterhalt mit der Herstellung kleiner Feuerschalen, die sie mit grosser Handfertigkeit aus dem Draht alter LKW-Reifen bildet. Recycling pur. Ihre Tochter Maria besucht das Lycée. Sie kennt ihren Vater nicht, denn der hat die Mutter verlassen, nachdem er sie geschwängert hatte. Amina wurde damals von der Schule verwiesen und von ihrer Familie ausgestossen. Nun droht der Tochter das gleiche Schicksal. Maria will abtreiben, die Mutter beschliesst, sie zu unterstützen. In einem Land, in dem das Gesetz streng bestraft und die Religion eine einschränkende moralische Macht ausübt, wirkt der Kampf aussichtslos. Wie anderswo ist die heimliche Abtreibung teuer, wenn sie unter guten Bedingungen durchgeführt wird.

Mahamat-Saleh Haroun greift ein universelles Thema auf, das leider immer noch aktuell ist, nicht nur in Afrika – auch in Europa gibt es immer noch restriktive Gesetze, die von rückschrittlichen Parlamenten verabschiedet werden oder wurden. Der tschadische Filmemacher nimmt sich des Themas auf seine Weise an, beobachtet die Umgebung genau, taucht in die Vororte des pulsierenden N’Djamena ein, nähert sich in ihren Gassen den Menschen, die sie beleben. Die erste Sequenz zeigt dies beispielhaft. Die Kamera folgt der harten Arbeit von Amina, die ihre Kohlebecken herstellt und dann versucht, sie für ein paar tausend CFA-Francs zu verkaufen. Es liegt eine Poesie in diesen Bildern, die in der Thematik wie in der Betrachtungsweise an den italienischen Neorealismus erinnert. Am meisten berührt uns jedoch die Solidarität der Frauen – das «heilige Band», das das titelgebende Wort Lingui meint. Im Lauf der Handlung entdecken Mutter Amina und Tochter Maria, dass sie nicht so isoliert sind, wie sie dachten, und dass sie es sind, die Geschichte machen.

BONUS:

Interview Festival de Cannes 2021 avec le réalisateur Mahamat-Saleh Haroun et l’actrice Achouackh Abakar

Interview avec le réalisateur Mahamat-Saleh Haroun et les actrices Achouackh Abakar Souleymane et Rihane Khalil Alio

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Credits

Originaltitel
Lingui
Titel
Lingui
Regie
Mahamat-Saleh Haroun
Land
Tschad
Jahr
2021
Drehbuch
Mahamat-Saleh Haroun
Montage
Marie-Hélène Dozo
Musik
Wasis Diop
Kamera
Mathieu Giombini
Ton
Thomas Bouric
Produktion
Florence Stern, Pili Films et Goï-Goï Productions
Formate
Blu-ray, DCP
Länge
87 Min.
Sprache
Arabisch/Französisch/d/f + i
Schauspieler:innen
Achouackh Abakar Souleymane (Amina), Rihane Khalil Alio (Maria), Youssouf Djaoro (Brahim), Briya Gomdigue (Fanta), Hadjé Fatimé Ngoua (La sage femme)

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Pressestimmen

«Une critique juste de la société, mêlant réalisme et fabuleux, loin du pathos.» Les Inrocks, Bruno Deruisseau

«Une Afrique féminine; le combat quotidien d’une mère, rythmé par le poids de la société. Une idée si universelle, pour une nouvelle conversation sur le droit des femmes.» Cineman, Alejandro Manjon

«Mahamat Saleh Haroun filme avec finesse le tabou de l'avortement.» Le Monde, Véronique Cauhapé

«D’une grande beauté visuelle, le film aborde les thèmes tabou de l’avortement et de l’excision, et met en scène des femmes qui s’entraident pour lutter contre le système patriarcal.» s2pmag, Alexia Cerutti

«Eine Mutter-Tochter-Erzählung, in der sich beide ungebrochen, mutig und stolz über Umwege auf zur Selbstbestimmung machen.» NZZ am Sonntag, Silvia Posavec 

«Ein filmischer Aufschrei, die Traditionen, die auf Kosten der Frau und ihrer Gesundheit praktiziert werden (Beschneidung) oder ihr mit derselben Begründung verweigert werden (Abtreibung), nicht einfach wortlos weiterzuführen, sondern endlich in einen Prozess der dialogischen Veränderung überführt zu werden. Emanzipation wäre das Ziel.» P.S. Zeitung, Thierry Frochaux

«Eine erfrischende Abwechslung aus dem Tschad, die dem Zuschauer eine neue Umgebung und Perspektive auf die Frauenrechte näher bringt.» Cineman, Alejandro Manjon

«Es sind die Frauen, die sich solidarisch den Unterdrückungsmechanismen entgegenstellen, mit direkter Reaktion, aber auch mit List und Verschmitztheit.» Sennhausers Filmblog

«Mit seinem aufs Wesentliche reduzierten Erzählstil stellt Haroun in wunderschönen Tableaus die Frauen ins Zentrum. Eine Augenweide.» Aargauer Zeitung

«Durch dies einfache lineare Erzählweise und die Fokussierung auf das Thema sowie das starke Spiel von Achouackh Abakar Souleymane und Rihane Khalil Alio entwickelt Lingui eine bewegende emotionale Kraft.» Filmnetz, Walter Gasperi

«Berührende Frauen-Solidarität.» Seniorweb, Hanspeter Stalder

«Lingui ist ein starkes Plädoyer für Solidarität unter Frauen, mit deren Hilfe sie die Fesseln einer restriktiven Gesellschaft sprengen.» ARTE

«Bewegende Bilder und Schauspielleistungen: Mehr als sehenswertes Coming-Of-Age-Drama, welches Afrika fernab der typsichen Klischees zeigt.» CinemaForever Filmblog

«Une chaîne de solidarité féminine, qui témoigne d’un impétueux désir d’émancipation.» Les Inrocks

«Baignée par la belle lumière mordorée de N’Djaména, son héroïne, enveloppée de ses voiles colorés, se démène, toujours en mouvement, guidée par la seule force de sa conviction.» La Croix, Céine Rouden

«Très beau portrait d’une femme prenant avec bravoure son destin en main et d’une tendre relation mère-fille.» Cineuropa, Fabien Lemercier

«Le film a pour lui de peindre une relation très forte entre une mère et sa fille ainsi que la force que peut avoir l’entraide entre les femmes dans un pays dominé par les hommes.» Critique film Fr, Jean-Jacques Corrio

«The intense, focused performances from the two central women keep this drama in a hyper-alert state.» The Guardian, Peter Bradshaw

«Taking a chance outside his comfort zone, with Lingui Haroun focuses on the strength and resilience of women in the face of a dangerously patriarchal society.» RogerEbert, Marya E. Gates

«Gorgeous and affecting.» The Hollywood Reporter, Lovia Gyarkye

«The mother-daughter relationship is finely drawn and moving.» RogerEbert, Ben Kenigsberg