Hommage an Bruno Ganz
DIE EWIGKEIT UND EIN TAG: Wiedersehen zum Achtzigsten auf filmingo
Am 22. März wäre der 2019 verstorbene Zürcher Schauspieler Bruno Ganz 80 Jahre alt geworden. Er war einer der ganz Grossen im Theater und im Film, konnte spielen und Texte vortragen, wie wenige. Die Schweizer Streaming-Plattform filmingo hat eine kleine Auswahl mit Filmen mit ihm und über ihn zusammengestellt, als Erinnerung und Verneigung.
Die Schauspielerei war Bruno Ganz nicht in die Wiege gelegt. Geboren am 22. März 1941 in Zürich-Seebach, Sohn eines Schweizer Fabrikarbeiters und einer Norditalienerin, war eine Malerlehre für ihn vorgesehen. Aber er hat früh schon gerne geschauspielert und entschied sich zur Ausbildung am Zürcher Bühnenstudio. Um 1960 herum erhielt er erste Rollen in Schweizer Filmen und 1962 ein Engagement am Jungen Theater in Göttingen. Es war die Zeit, in der sich das deutschsprachige Theater neu erfand mit Intendanten wie Kurt Hübner und Regisseuren Peter Zadek und Peter Stein. Mit Stein flog Bruno Ganz 1969 aus dem Schauspielhaus Zürich, wo das Abonnentenpublikum sich nicht auf der Höhe der Zeit zeigte. Es folgte mit der Gründung von Steins einzigartiger Berliner Schaubühne die Glanzzeit des Ensembletheaters, und als die Zeitschrift «Theater heute» 1973 nach der beeindruckendsten schauspielerischen Leistung fragte, nannten 21 von 35 Kritikern einen Namen: Bruno Ganz.
«Man wird genährt durch das, was man sieht, was man erfährt», hat Bruno Ganz in einem Gespräch gesagt, «sicher kann man das nicht streng trennen, indem man sagt: Da ist das Leben und dort die Arbeit. Das sind Dinge, die tief ineinander verwoben sind.» Seit Peter Steins Verfilmung seiner Schaubühnen-Inszenierung von «Sommergäste» 1975 arbeitete Bruno Ganz kontinuierlich auch als Filmschauspieler. Filmingo präsentiert in den kommenden Wochen eine Auswahl von zehn Filmen, in denen Ganz eine wichtige Rolle spielt oder spricht, ergänzt mit dem filmischen Porträt zu ihm und seiner Arbeit, das Norbert Wiedmer über Jahre hinweg gestaltet hat und in dem auch das Theater zur Geltung kommt.
In den Filmen erleben wir ihn als gewitzten Gottfried und esoterischen Lebensgefährten in Sally Potters «The Party» (2017), als ultimativen Grossvater, der solidarisch und schelmisch ist mit seinem virtuos Klavier spielenden Enkel in «Vitus» (2006) von Fredi M. Murer. Wir sind dabei, wenn er sich in Venedig als Kellner um eine vergessen gegangene Ehefrau kümmert und weitherum die Herzen erobert, «Pane e tulipani» (1999) von Silvio Soldini. Zu den Lieblingsrollen von Bruno Ganz selber gehörte jene des Alexander, der Abschied nimmt von der Welt und dabei im griechischen Zeitenfluss einem Flüchtlingsjungen hilft in «Die Ewigkeit und ein Tag» (1998) von Theo Angelopoulos. In Lissabon strandet er als Matrose in Alain Tanners «Dans la ville blanche» (1982), der innehalten will und sich in Rosa verliebt, die in der Kneipe arbeitet, in der die Uhr rückwärts geht. Als Fred in «Satte Farben vor Schwarz» (2010) von Sophie Heldmann wird er schwer krank und zeigt, dass die Liebe nie enden soll. Bruno Ganz war auch ein einzigartiger Vorleser und Sprecher, wie in der Annäherung an eine anderen grossen Schweizer Künstler zu hören ist: «Giovanni Segantini» von Christian Labhart. Zu seinen letzten Arbeiten zählen «Un juif pour l'exemple» (2016) von Jacob Berger und «Fortuna» (2018) von Germinal Roaux, die die Auswahl abrunden.
Die Auswahl gibt es hier.
Weitere Informationen zu L'éternité et un jour - Mia aioniotita kai mia mera
Shop
-
DVD
Restaurierte Fassung. Doppel-DVD mit Dokumentaressay «Athen, Rückkehr auf die Akropolis» -
-