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Vittorio Taviani

15.04.2018

Sie filmten ein Leben lang zu zweit, jetzt ist der ältere der Gebrüder Taviani gestorben.

Am Dreh zum Spielfilm «Una questione privata» konnte Vittorio Taviani bereits nicht mehr wie gewohnt teilnehmen, nachdem er von einem Auto angefahren worden war. Am 15. April nun ist er nach längerer Krankheit im Alter von 88 Jahren in Rom gestorben. Vittorio Taviani war am 20. September 1929 in San Miniato in der Toskana zur Welt gekommen, in einer Landschaft, die in seinen späteren Filmen, die er zusammen mit Paolo Taviani geschrieben und gedreht hat, eine wichtige Rolle spielen sollte. Er hatte in Pisa Jura studiert und 1962 mit seinem jüngeren Bruder einen ersten Kurzfilm gedreht. 1967 realisierten die beiden den ersten Kinofilm «I sovversivi», in dem bereits Themen des aufständigen 1968 aufschienen. International bekannt und eingraviert nicht nur in Italiens Filmgeschichte wurden Paolo und Vittorio Taviani 1977 mit dem Spielfilm «Padre Padrone», der in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde. Und endgültig sicherten sie sich ihren zentralen Platz im Kino mit dem 1982 entstandenen «La notte di San Lorenzo» über den Widerstand gegen den Faschismus im Italien 1944. Damals hatten die beiden gedacht, dass mit diesem Film das Thema für sie abgeschlossen wäre, doch angesichts der aktuellen politischen Situation in ihrer italienischen Heimat sind sie mit «Una questione privata» 2017 wieder auf die Bedeutung des Widerstands in Zeiten des Rechtspopolismus zurückgekommen. Der Film ist ab 14. Juni in den Schweizer Kinos zu entdecken.

«Wir haben unterschiedliche Charaktere, aber die gleiche Natur. Unsere Entscheidungen im Leben und in der Kunst sind die gleichen», sagte Vittorio Taviani über die Kooperation mit seinem Bruder Paolo. Zu den Highlights ihres Werks zählen Filme wie «San Michele aveva un gallo» (1971), «Allonsanfan» (1974), «Il prato» (1979) und der Episodenfilm «Kaos» (1984) nach Erzählungen von Luigi Pirandello. Erst 2012 gewannen Paolo und Vittorio Taviani in Berlin mit «Cesare va morire» noch einmal einen Goldenen Bären. Als Marcello Mastroianni, der 1974 für «Allonsanfan» auf einem Taviani-Set gearbeitet hatte, einmal gefragt wurde, wie es denn sei, von zwei Regisseuren geführt zu werden, antwortete er: «Warum von zwei?»

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