Glauber Rocha
Glauber Rocha studierte Recht und führte Regie bei Theaterstücken, schrieb Filmkritiken und nahm teil an der Gründung und der Entwicklung der 'cinema novo' Bewegung in Rio de Janeiro, Brasilien, von der er der gedankliche Führer und der erste Vertreter in Europa wurde. Nach "Barravento (1962)", einer Filmtrilogie und and "Antonio das Mortes (1969)" gewann er viele internationale Preise. Da er für viele die Gefühlslage vom May 1968 symbolisierte, wurde er in Europa und Amerika sehr populär. Als er jedoch in Afrika und Spanien zu filmen begann, waren seine Anhänger verwirrt.
Rocha wurde 1938 in Vitória da Conquista, Bahia, Brasilien geboren und zog mit seiner Familie nach Salvador, als er gerade einmal 9 Jahre alt war. Er besuchte dort eine bekannte und angesehene presbyterianische Schule. Während seiner Jugend entwickelte er ein grosses Interesse an der Kunst, vorallem bezüglich Theater und Kino, und schloss sich sogar einer Theatergruppe an. Er war auch politisch stark aktiv, eine Eigenschaft, die seine Arbeit später stark beeinflusst hat.
Im Alter von 16 Jahren begann er, freischaffend für eine lokale Zeitung zu schreiben und debütierte als Filmkritiker. Später besuchte er eine Rechtsschule für ungefähr zwei Jahre, und 1959, nachdem er an einigen Projekten als Assistent mitgearbeitet hatte, führte er schliesslich Regie in seinem ersten Kurzfilm "Pátio". Nachdem er in Bahia Anerkennung für seine kritische und künstlerische Arbeit erhalten hatte, entschied sich Rocha, das College zu verlassen und eine journalistische sowie filmschaffende Karriere zu verfolgen.
1971, während der Militärdiktatur in Brasilien verliess er das Land und ging ins Exil. Er wohnte an vielen Orten, wie zum Beispiel Spanien, Chile und Portugal. Er kehrte nie voll und ganz nach Hause zurück, bis zu seinen letzten Tagen, als er von Lissabon, wo er wegen einer Lungeninfektion unter medizinischer Behandlung gewesen war, nach Rio de Janeiro gebracht wurde. Rocha hielt wenige Tage im Spital stand, bis er am 22. August 1981 im Alter von 43 Jahren verstarb. Er war drei Mal verheiratet gewesen und hatte 5 Kinder.
Filmographie
1958 O pátio (Kurzfilm)
1959 Cruz na Praça
1961 Sturm (Barravento)
1963 Gott und der Teufel im Lande der Sonne (Deus e o diabo na terra do sol)
1965 Amazonas, Amazonas (Kurzfilm)
1966 Maranhão 66 (Kurzfilm)
1967 Land in Trance (Terra em transe)
1968 Antonio das Mortes (O dragão da maldade contra o santo guerreiro)
1969 Der Löwe mit den sieben Köpfen (O leão de sete cabeças)
1970 Abgeschlagene Köpfe (Cabeças cortadas)
1972 Krebs (Câncer)
1974 História do Brasil
1974 As armas e o povo
1975 Claro
1977 Di Cavalcanti (Kurzfilm)
1979 Jorjamado no cinema
1980 Das Alter der Erde (A idade da Terra)
A idade da terra (1980)
Symphonie in Bild und TonDieser 1980 am wieder geborenen Filmfestival von Venedig erstmals präsentierte und heftigst debattierte Film wurde zum Vermächtnis des jung verstorbenen Glauber Rocha, der notierte: «A idade da terra (Das Alter der Erde) ist die Zerlegung der Erzählsequenz, ohne dass dabei der infrastrukturelle Diskurs verloren geht, der die repräsentativsten Zeichen der dritten Welt materialisieren soll.» Bühne sind die drei wichtigsten Städte Bahia, Brasília und Rio. Weiter
Antonio das mortes - O Dragão da Maldade contra o Santo Guer (1969)
In einem Dorf im Nordosten erscheint ein «Cangaceiro» und gibt sich als Reinkarnation des berühmten Lampião aus. Antônio das Mortes, der gedungen wurde, das Böse in Gestalt der Cangaceiros und Propheten auszurotten, macht sich auf den Weg, ihn zu treffen und es beginnt ein Duell zwischen dem «Drachen des Bösen» und dem «Heiligen Krieger». Ein Film, so gewalttätig und schön wie das Sertão, der Nordosten Brasiliens, in dem Glauber Rocha sein opernhaftes und vielschichtiges Werk drehte. Weiter
Terra em transe - Land Entranced (1967)
Im imaginären Land Eldorado erzählt der sterbende Schriftsteller und Journalist Paulo von seinen Nöten. Er schwankte stets zwischen zwei Anwärtern auf das höchste Staatsamt: Don Porfirio Diaz, dem Politiker der Hauptstadt, und Don Felipe Vieira, dem Statthalter der Provinz Alecrim. Vieira, dem die Kirche zur Seite stand, hielt seine Wahlversprechen nicht ein, der mystische Diaz wurde von Don Julio Fuentes und den Medien unterstützt. Weiter
Deus e o diabo na terra do sol (1964)
Manuel flieht mit seiner Frau Rosa in den Sertão, nachdem er seinen Oberst attackiert hat. Sie begegnen dem mystischen Sebastião, der einen baldigen Umsturz voraussagt. Der Prophet und seine Gläubigen werden von Antonio das Mortes, dem Helfeshelfer der Grossgrundbesitzer, umgebracht. Manuel und Rosa sind die einzigen Überlebenden und treffen den Rest einer Banditenbande. Ihr Anführer Corisco will den Sertão in Brand stecken. Weiter
Barravento (1962)
Glauber Rochas Erstling Die Fischer in einem Dorf in Bahia an der Nordküste Brasiliens müssen ihr Netz von einem Händler mieten und dafür 90 Prozent des Fangs abgeben. Mehr noch: Der Netzbesitzer droht ihnen immer wieder, ihr Arbeitsgerät zu entziehen. Ganz ähnlich wie zwei Jahre später in «Deus e o Diabo na Terra do Sol» rebelliert die schwarze Gemeinschaft nicht, sie erträgt die Ausbeutung durch den weissen Gauner im Glauben, dass ihr eines Tages die Götter aus der Not helfen werden. Weiter