Dunia – Kiss Me Not on the Eyes

von Jocelyne Saab, Ägypten, 2006
Bild von

Liebe, Sinnlichkeit und Freiheit
Mit ihrem einfühlsamen Spielfilm Dunia schafft es die gebürtige Libanesin Jocelyne Saab, Begriffen wie Liebe oder Sinnlichkeit ein Gesicht zu geben, Bilder, Rhythmen und Stimmungen. Und deutlich zu machen, dass Liebe etwas ist, was man suchen und anstreben kann - und leben muss. Wenn man in gar nichts verliebt ist, hat der Tunesier Nacer Khemir einmal gesagt, dann fehlt dem Leben das Ziel und damit natürlich auch das, was man Sinn nennen mag.
Nach Abschluss ihrer Literaturstudien im pulsierenden Kairo möchte Dunia Tänzerin werden, wie ihre Mutter es war. Gleichzeitig ist die attraktive junge Frau fasziniert vom Sufismus und seiner Poesie. Was Liebe und Zärtlichkeit bedeuten können, erfährt Dunia, als sie mit dem Schriftsteller Beshir das Vergnügen der Sinne kennenlernt und erlebt, wie eng dieses mit dem Vergnügen der Worte verknüpft ist. Intime Träume und sinnliche Zitate aus der Literatur klingen in Jocelyne Saabs traumwandlerisch zartem Film an und erzählen von einem Ägypten, das auf halbem Weg nach den ersehnten Idealen steckt. Und von einer Frau, die behutsam zu sich selber finden will und eine Wunde der Kindheit zu überwinden sucht, die nicht nur eine Wunde des Körpers ist. Eine Entdeckung und ein in mancherlei Hinsicht hochaktueller Film.
Die junge Frau will zu sich selber finden; sie muss in erster Linie auch zu ihrem Körper finden und mit einer Verletzung fertig werden, die sie als Mädchen erfahren hat. Sie will tanzen, will ihren Körper in der Bewegung im Raum beherrschen lernen. «Das dominante Thema des Films ist das Verlangen, die Lust», meint die Autorin. Ihr Film erzähle die Geschichte einer jungen Frau, die ihre eigene Lust nicht ausleben könne. «Sie sucht mit allen Sinnen, in der Poesie, im Tanz, in der Musik, bei ihren Freundinnen und deren Erfahrungen.» Dunia sei eine Initiationsreise «und zwar so weit, bis die Protagonistin sich ihren eigenen Tabus stellt.»
Dunia ist der dritte Spielfilm von Jocelyne Saab. Sie hat hier mit zwei hervorragenden Schauspielenden gearbeitet, indem sie die weibliche und die männliche Hauptrolle mit Hanan Turk und Mohamed Mounir besetzte, zwei der ganz grossen Stars im ägyptischen Kino. Saab will eine Diskussion in Gang bringen über das Frausein im arabischen Raum. Sie schafft nicht nur das: Weil sie die Frage nach dem, was Zärtlichkeit, Sinnlichkeit und liebevoller Umgang überhaupt sind, offen und sensibel stellt, lässt sich ihr Film weltweit lesen, verstehen und übertragen. Hanan lebt sich als Dunia in den Tanz ein, in dessen Studium und damit in den konzentrierten, bewussten, liebevollen aber auch beherrschten Umgang mit dem eigenen Körper. Sie strahlt in ihrem Spiel zunehmend jene wohltuende Sinnlichkeit aus, von der uns Jocelyne Saab eben nicht nur erzählen will: Ihr Film schafft sie behutsam, und das macht ihn zu einem genussvollen Erlebnis nicht nur auf einer intellektuellen, nicht nur auf einer visuellen und akustischen Ebene, er ist ein Genuss auch als ein Stück Sinnlichkeit in sich selber. Dunia ist ein aus weiblicher Perspektive heraus empfundenes Plädoyer für eine andere Zärtlichkeit und Sinnlichkeit. Dunia tanzt für die ganze Welt - ihre Sehnsucht dürften Frauen in aller Welt teilen. Und Männer können sie lernen. Lieber spät als nie.
Walter Ruggle

Festivals & Auszeichnungen

Prix du public & Prix des Jeunes, Fribourg, 2006
Best Actress Silver Screen Award, Singapore 2006
Preis der Provinz Milano, Milano 2006
Bester Film, Algarve 2006
Prix du jury du Meilleur Scénario 2003
Prix Atelier d'Écriture des Journées Cinématographiques de Carthage

artwork

Credits

Originaltitel
Dunia – Kiss Me Not on the Eyes
Titel
Dunia – Kiss Me Not on the Eyes
Regie
Jocelyne Saab
Land
Ägypten
Jahr
2006
Drehbuch
Jocelyne Saab
Montage
Claude Reznik
Musik
Jean-Pierre Mas, Patrick Leygonie
Kamera
Jacques Bouquin
Ton
Faouzi Thabet
Kostüme
Rabih Kayrouz
Ausstattung
Jocelyne Saab
Produktion
Jocelyne Saab
Formate
35mm, DVD, DCP
Länge
112 Min.
Sprache
Arabisch/d/f
Schauspieler:innen
Hanan Turk (Dunia), Mohamed Mounir (Beshir), Aida Riad (Inayate), Sawsan Badr (Arwa), Fathi Abdelwahab (Mamdouh), Walid Aouni (Sufimeister / le maître Sufi), Nashwa Al Arabi (Yasmine), May Al Shandi (Jamalate)

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Pressestimmen

Freiheit, Sinnlichkeit und Liebe: Nach BAB'AZIZ ein weiblicher Tanz aus dem pulsierenden Kairo. Ein weibliches Plädoyer für eine andere Sinnlichkeit. In DUNIA erzählt die Libanesin Jocelyne Saab schwebend leicht von den Träumen, Wünschen und Erfahrungen einer jungen Frau inmitten eines pulsierenden Kairos und voller Tanz und Musik. «Ein grosser Stimulus fürs Auge»

Variety

«Arabischer Film feiert das Reich der Sinne.»

Swissinfo

«Etudiante en poésie soufie et en danse orientale au Caire, Dunia est à la recherche d'elle-même et aspire à devenir danseuse professionnelle. Un parcours identitaire aux enjeux élevés, mais rendu parfaitement accessible par la beauté des images et de l'interprétation.»

LIVE, Genève

«Ein grosser Stimulus fürs Auge.»

Variety

«Mit viel Mut führt die Filmemacherin zum Erwachen des Körpers und des Tanzes.»

Espace

La danseuse mutilée et le poète rendu aveugle tenteront tous deux de reconquérir leurs sens bafoués, de retrouver « leur centre » et de surmonter leur traumatisme par une présence au monde encore plus intense et par une sensualité décuplée.

Josianne Bodart Senn, sociologue, Féd. Sage-femme

«Dunia est une belle introduction à la compréhension d'une culture terriblement réduite par les médias autant qu'un appel sans amiguité au respect de toutes les femmes.»

Africultures

«Das hat mit dem Thema der Frauenbefreiung zu tun. Die Selbstverwirklichung der Frau, die Sinnlichkeit, das Verlangen, das sind universelle Themen. Es geht im Film auch um die Beschneidung des Geistes und dies hat der ganzen arabischen Welt derart provoziert.» J

ocelyne Saab

«Mit viel Mut führt die Filmemacherin zum Erwachen des Körpers und des Tanzes.»

Der Bund, Fred Zaugg

«Il faut dire que derrière ses allures de mélodrame flamboyant dans la grande tradition du cinéma égyptien, «Dunia» aborde un thème aussi sensible et délicat que le désir féminin et sa négation la plus brutale, l'excision. Cela lui a valu des attaques féroces de la part des milieux intégristes qui n'ont pas supporté qu'une femme, de surcroît étrangère (elle est d'origine libanaise) s'attaque à des sujets aussi tabous. Et ils ont décidé de tout faire pour empêcher la sortie du film, qui a pourtant obtenu le feu vert de la censure et a été acheté par la télévision nationale égyptienne. Pourtant, «Dunia» n'a rien d'un film militant ou provocateur. C'est au contraire une oeuvre d'une grande délicatesse, un hymne à la beauté et à la sensualité d'un Orient des Mille et Une Nuits face à l'oppression et au désir mutilé.»

La Liberté