Kuba und La Habana bilden den Hintergrund im Spielfilm von Fernando Pérez. Die kubanische Hauptstadt hat bessere Tage gesehen. Dennoch haben die Menschen die Hoffnung und das Träumen noch nicht aufgegeben. Ausgehungert vom imperialistischen Gehabe der nördlichen kapitalistischen Besserwisser bleibt ihnen vor allem ein Lebenselexier: Die Illusion. Drei Frauengenerationen stehen im Mittelpunkt: Die Grossmutter, die mit einem jungen Künstlerfreund des Hauses Monopoly spielt und von ihm das Alphabet lernt, die Mutter, die als geehrte Dozentin Physik lehrt und nachts träumt, was ihr schon der Tag bescherte. Die Tochter schliesslich, die sich immer wieder verändert und anpasst und dabei nur von einem träumt: Wegzufliegen nach Madagaskar, einem fiktiven Ort, wo sie das Wort "Consciencia" nicht mehr hören müsste. Von Bewusstsein allein, denkt sie, lebt niemand.
Pérez setzt auf wiederkehrende Momente: Das ständige Zügeln, den Gang aufs Dach, die Szene in der Bibliothek. Alle sitzen sie im gleichen Boot, und gemeinsam ist ihnen, dass sie Kompass, Segel und Ruder verloren haben und noch kein Land in Sicht ist. Exzellente Fotografie kennzeichnet den Film, poesievoll immer wieder die Tableaus von Pérez, die Ausblicke aus Fenstern, der Horizont des Meeres. Offen bleibt das Ende, denn, wie sagt doch der alte, herzkranke Juvenito in einem Spielfilm von Daniel Diaz Tores: "Eines werde ich im Leben nie verlieren, das ist die Illusion!"
Walter Ruggle

Weitere Artikel: Ein Hauch Havanna an der Aare

Fernando Pérez ist fünfter Friedrich Dürrenmatt Gastprofessor an der Universität Bern. Dazu gibt's eine Retro mit seinen Filmen.

Weiter

Originaltitel Madagascar
Deutscher Titel Madagascar
Französischer Titel Madagascar
Andere Titel Madagascar
RegisseurIn Fernando Pérez
Land Kuba
Kinoformate 35mm, DVD
Drehbuch Fernando Pérez
Montage Mirita Lores
Musik Sergio Vitier
Kamera Raoul Pérez Ureta
Ton Ricardo Istueta
Produktion Instituto Cubano de Arte y Industria Cinematograficos (ICAIC), La Habana
Länge 50 Min.
Sprache Spanisch/d/f
SchauspielerInnen
Reynaldo Miravalles Juventino
Rosa Fornés Dora
Raul Pomares Nato
Litico Rodriguez Berto
Marta Farré Dulce Azucena/Maria
Sally Ramos Lérida
Auszeichnungen

Grosser Preis des Filmfestivals Fribourg, 1995

Au-delà de la relation conflictuelle entre une mère et sa fille, de ce paradoxe qui unit fantasmes, espoirs et réalités quotidiennes, Pérez donne à son propos une portée générale. La Liberté 'Madagascar' symbolise l'espoir de pouvoir un jour donner libre cours à l'inconnu et au mystère logés en chacun de nous. Berner Zeitung

© COPYRIGHT

Texte sowie sämtliches Bild- und Tonmaterial auf der Homepage der Stiftung trigon-film sind für die Berichterstattung über den jeweiligen Film bzw. zur Bewerbung des entsprechenden Kinostarts bestimmt. Die Materialien stehen unentgeltlich nur für die Berichterstattung über den jeweiligen Film bzw. für dessen Bewerbung zur Verfügung. Jede davon getrennte Nutzung ist im Sinne des Urheberrechts untersagt bezw. muss rechtlich mit trigon-film geklärt werden. Die entgeltliche sowie unentgeltliche Weitergabe an Dritte ist untersagt. Der Copyright Hinweis © trigon-film.org ist obligatorisch. Durch die Nutzung unseres Materials erkennen Sie die Copyright-Bestimmungen an!

Shop