Medianeras

Frisch verliebt im Zeitalter von Internet, Facebook und Twitter. Mariana und Martín sind die beiden Hauptfiguren in Gustavo Tarettos vergnüglichem Spielfilm. Sie leben an der selben Strasse im pulsierenden Buenos Aires. Er ist ein Computerfreak und muss erst wieder lernen, mit dem Tageslicht umzugehen, nachdem er die ganze Zeit vor dem Bild-schirm sass und Spiele entwarf. Sie setzt sich zuhause eine Schaufensterpuppe zusammen, um eine Mannsfigur zu haben. Gleichzeitig ist Mariana ein Fan des Bildersuchrätsels «Wo ist Walter?», in dem es darum geht, aus dem Wirrwarr einer Szenerie die eine Figur herauszufinden. Wird Mariana ihren Martín finden? Die Stadt bringt sie zusammen und hält sie voneinander fern. Wir schauen den beiden zu und entdecken dabei auch Buenos Aires, das Taretto in seiner architektonisch reizvollen Komposition mit visuellem Spürsinn festhält.

 

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Online verliebt in Buenos Aires

Kennen Sie das Wimmelbilderbuch «Wo ist Walter?» Es ist in allen möglichen Sprachen der Welt erschienen und ändert sich inhaltlich nie, denn es kommt ohne Sprache aus. Lediglich der Name des Gesuchten variiert je nach Land. Im englischen Original heisst der Mann mit der Zipfelmütze und dem rot-weiss gestreiften Pullover Wally, in Frankreich ist es Charlie und bei uns im deutschen Sprachraum eben Walter. Es gibt nahe liegende Gründe, weshalb das Buch und seine gesuchte Figur Walter es mir angetan haben. Aber es gibt auch andere. In der Kunstgeschichte war Brueghel durch seine Bilder mit unüberschaubaren Figurenzahlen bereits aufgefallen. Die Such-Bücher, die bei Kindern wie Erwachsenen gleichsam beliebt sind, faszinieren durch ihre barocke Fülle in wechselnden Dekors und darin, dass sie auf eine umwerfend einfach Art von der Verlorenheit des Einzelnen im jeweiligen Umfeld erzählen.

Auch der junge argentinische Filmemacher Gustavo Taretto ist fasziniert von Walter und der Idee, dass man manchmal etwas oder jemanden sucht und einfach nicht entdeckt. Taretto hat einen mehrfach preisgekrönten Kurzfilm dazu gestaltet, aus dem er die Geschichte zweier junger Menschen und der pulsierenden  Grossstadt, in der sie verloren sind, weiter entwickelte. Mariana und Martín sind jung, verträumt, beschäftigt, verspielt und einsam. Sie leben Wand an Wand und wissen doch nichts voneinander. Das gehört zum Städtischen und kann auch seine Vorteile haben. Etwas Anonymität tut manchmal ganz gut - aber nicht immer.

Taretto erzählt in Momentaufnahmen aus dem Leben und aus Buenos Aires. Gestaltet hat er ein modernes und bewegtes Bilderrätsel, in das wir genüsslich eintauchen können, in dem wir Spuren folgen und Figuren wahrnehmen. Werden sich die beiden nach Liebe Sehnenden treffen? Unterhaltsam im besten Sinn ist der Film geworden, weil er uns im Zeitalter der virtuellen Bekanntschaften und Nachbarschaften besonders berührt. In einer Schlüsselszene finden sich die beiden beinahe, als sie sich beim Chatten online nahekommen, als sie sich virtuell spüren. Wäre da nicht der Stromausfall im Quartier und mit ihm die Erkenntnis, dass im Virtuellen alles vom EW abhängt und die Liebe im Realen halt immer noch am Schönsten ist.
Walter Ruggle

Festivals & Auszeichnungen

2. Publikumspreis am Festival Berlin 2011
Prix du public & Prix rail d’oc, Toulouse
Best of the Festival, Melbourne

artwork

Credits

Originaltitel
Medianeras
Titel
Medianeras
Regie
Gustavo Taretto
Land
Argentinien
Jahr
2011
Drehbuch
Gustavo Taretto
Montage
Pablo Mari, Rosario Fasce
Musik
Gabriel Chwojnik
Kamera
Leandro Martínez
Ton
Catriel Vildosola
Kostüme
Flavia Gaitán
Ausstattung
Romeo Fasce, Luciana Quartaruolo
Produktion
Rizoma Buenos Aires
Formate
35mm, DVD, Blu-ray, DCP
Länge
96 Min.
Sprache
Spanisch/d/f
Schauspieler:innen
Pilar López de Ayala (Mariana), Javier Drolas (Martín), Inés Efron (Ana), Rafael Ferro (Rafa), Adrián Navarro (Lucas), Carla Peterson (Marcela)

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Pressestimmen

«Medianeras ist eine melancholische und humorvolle Liebeserklärung an den Zufall, der zwei Menschen zur richtigen Zeit an den richtigen Ort führt. Es ist ein Film über – je nach Stimmung – die Illusion oder den Glauben daran, dass man sich einfach finden lassen muss von der grossen Liebe.» Denise Bucher, NZZ am Sonntag

«Der Film des Argentiniers Gustavo Taretto besticht durch herrlich-tragische Komik und wunderbare Standaufnahmen von Buenos Aires. Ein wunderbarer Grossstadtfilm über Sehnsüchte und Hoffnungen.» Salomé Meier, Aargauer Zeitung

"Venu de la publicité, formé au court-métrage, Gustavo Taretto fait montre d’un sens aiguisé du détail cocasse, du gag visuel et du rythme. Explorant les lignes invisibles de la destinée, son film ludique, poétique, jamais mièvre évoque Jacques Tati – dont une affiche orne l’antre de Martin."
Le Temps

"Gustavo Taretto enchante avec son premier long métrage, fable pleine d'humour et de fantaisie sur la solitude urbaine. Un cinéaste à suivre."
Le Courrier

"C'est rare de voir un premier film aussi abouti et qui témoigne aussi bien de son époque. Le coup de coeur de la semaine."
RSR

"L’une des grosses sensations du dernier festival de Berlin. Et un cinéaste – mise en scène et cadrages superbes, rigoureux – sur lequel il faudra désormais compter."
La Tribune de Genève/24 Heures

"Gustavo Taretto signe une chronique générationnelle douce-amère dans une Argentine post-crise où le doute sur le sens de notre civilisation hante une classe moyenne appauvrie et névrosée."
Cineman

"Un premier long-métrage et une très bonne surprise. Drôle, rythmé, intelligent. Sans céder au montage épileptique, Gustavo Taretto use de toutes les formes, de la photo au dessin animé, pour nourrir son propos. Et le résultat est aussi riche que ludique."
L'Express

"Joliment écrit, Medianeras impose une voix mélancolique et pleine d'une drôlerie décalée. Il jette aussi un regard acerbe sur une société où la technologie a échoué à rapprocher les humains."
La Croix

"Entre l'imagerie d'un cinéma indépendant américain récent, oscillant entre Garden State et (500) jours ensemble, et une construction qui s'empare de la ville avec intelligence, Medianeras signale idéalement le talent d'un jeune réalisateur et le côté foisonnant et fortement générationnel de sa première oeuvre."
Excessif

„Medianeras“ besticht nicht allein durch seine tiefgründige und zugleich komödiantische Erzählweise, sondern auch durch seinen stilistischen Esprit. Der Film entwickelt durch seine kontrastreiche Montage einen spielerischen Bildwitz, wenn er die architektonischen Texturen der Stadt erkundet. Auch die Einbindung von Animationen in die photographischen Bilder ist eine ziemlich gelungene visuelle Innovation. Jene Verbindung aus einem durchdachten Drehbuch und vielen technischen Raffinessen macht diesen kleinen Film zu einer großen Entdeckung und – das ist keine Übertreibung – zur Messlatte für künftige filmische Untersuchungen von Urbanität im Zeitalter des Internets.
Martin Gobbin, flm

MEDIANERAS ist pure "argentinidad", ein unterhaltsamer Film über das Leben in Buenos Aires zu Beginn nach dem Staatsbankrott
kinolatino

Gustavo Taretto ist mit seinem Spielfilmdebüt, das so erfrischend verspielt ist, wie es vielleicht nur ein Erstlingswerk sein kann, einer der liebenswürdigsten und witzigsten Filme des Festivals gelungen. Seinem Vorbild Woody Allen, den er mit einer Szene aus „Manhattan“ huldigt, kann er schon jetzt das Wasser reichen.
Cult online, Patrick Bethke

Taretto gelingt, im Stil von Woody Allens New York-Porträts, ein witziger Blick auf die Hauptstadt der Neurosen. Besonders diejenigen, die Buenos Aires kennen, werden schmunzelnd einige treffende Charakterisierungen sowohl der Hauptstadt als auch ihrer BewohnerInnen wieder erkennen.
Lateinamerikanachrichten, Olga Burkert

MEDIANERAS war ein Kurzfilm, der weltweit 40 Preise gewann – ein Kurzfilm, der einen Langfilm in sich barg. Unser Ziel war es, den Langfilm ans Licht zu bringen. Im Film EL SOL DEL MEMBRILLO sinniert Víctor Erice unter anderem über Antonio López’ Begeisterung beim Malen eines Baumes, den er in seinem Garten gepflanzt und gedeihen gesehen hat. Der Baum verändert sich mit der Zeit, mit den Jahreszeiten und besonders mit den Lichtverhältnissen. MEDIANERAS ist mein Baum. Ich habe ihn vor über vier Jahren gepflanzt und ihm seitdem beim Wachsen zugesehen. Um die Analogie zum Malen weiter zu verfolgen: Der Kurzfilm enthüllt die Geste des Pinselstrichs, die Palette des Künstlers, den Stamm, der ihn zusammenhält, die Hauptäste und die Farbe seiner Blätter. Nun, mit dem Spielfilm, kommt der Moment für das Detail, für die Erkundung der Tiefen und Nuancen, der Mehrdeutigkeiten und Widersprüche. Die Geschichte verändert sich genau wie die Stadt, die ihr als Szenario dient: Buenos Aires. Einige der Szenen verwelken, während andere blühen.» Gustavo Taretto