Der Spiegel - Zerkalo

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Der Russe Andrei Tarkowski wollte uns in seinen Filmen nie einfache Geschichten erzählen. Er lädt uns heute noch ein, in seinen Filmflüssen aufzugehen, das wahrzunehmen, was wir selber ahnen mögen, was sich uns aber so einfach nicht zeigt. Er selber notierte: «Das Unendliche ist etwas, das der Bildstruktur immanent ist.» Am weitesten in Richtung traumhaftes Erzählen ging Tarkowski sicher in Der Spiegel, von dem man weiss, dass er sehr stark autobiografisch geprägt ist und wo man sehen kann, wie frei der Filmpoet jegliche Erzähl-Linearität aufhob, um uns zu anderen Zusammenhängen zu begleiten als jenen der zeitlichen Abfolge. Es geht ihm um Wahrnehmungen, die im menschlichen Erinnerungsvermögen weder eine lineare Struktur haben noch eine vollumfänglich teilbare Wahrheit. Ein Mann, Sohn geschiedener Eltern, bewegt sich auf der Suche nach der verlorenen Zeit und in ihr nach dem, was man als Identität bezeichnen könnte. Dabei ist hier, viel offensichtlicher als in den anderen Filmen Tarkowskis, das private Schicksal verbunden mit den gesellschaftlichen Umbrüchen der Sowjetunion zwischen 1930 und den späten 70er Jahren. Der Spiegel gilt als der stärkste, aber auch am schwierigsten zugängliche Film des Regisseurs von Andrej Rubljow und Stalker. Er spielt hier mit Spiegelbildern, die auseinander hervorgehen mögen, sich selber reflektieren und ineinander verschränkt sind – wie das menschliche Denken, wie das Erinnern. Gefühle, Momente des Biografischen, äussere Ereignisse, Wahrnehmungen, Menschen und Räume: Alles fügt sich zu einem Kaleidoskop, durch das man immer wieder blicken möchte.
Walter Ruggle

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Credits

Originaltitel
Der Spiegel - Zerkalo
Titel
Der Spiegel - Zerkalo
Regie
Andrei Tarkowski
Land
Russland
Jahr
1975
Drehbuch
Alexander Mischarin, Andrei Tarkowski
Montage
Ljudmila Fejginowa
Musik
Eduard Artemjew, Bach, Purcell, Pergolesi
Kamera
Georgi Rerberg
Ton
Semyon Litvinow
Produktion
Mosfilm
Formate
Blu-ray, DCP
Länge
108 Min.
Sprache
Russisch/d
Schauspieler:innen
Margarita Terechowa (Alexejs Mutter und Alexejs Frau Natalja), Oleg Jankowski (Alexejs Vater), Ignat Danilzew (Alexej als Kind und Ignat, sein Sohn), Alla Demidowa (Lisa), Nikolaj Grinko (Direktor)

Pro Material

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