Okaeri

von Makoto Shinozaki, Japan, 1995
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Er ist ein ganz normaler Mann, der einer so genannt normalen Arbeit nachgeht. Sie ist eine gewöhnliche Hausfrau, die sich nebenbei noch etwas Geld verdient. Er besucht Kneipen und lässt zu Hause die Suppe kalt werden. Sie hat sich damit abgefunden. Denkt er, scheint es. Doch eines schönen Tages läuft sie ihm davon, klaut einen Wagen und verändert sich in eine Frau, die er nicht wieder erkennt.

Über den Wandel der Frau und die dadurch provozierte Neuorientierung des Mannes betrachtet der Japaner Makoto Shinozaki die heutige Gesellschaft und die Welt, in der sie sich entfaltet. Er möchte, sagt der Regisseur, "Zuschauerinnen und Zuschauer nicht hintergehen, sondern echte Emotionen in ihnen wecken. Am Ende des Films, in der Szene auf dem Hügel, schauen Yuriko und Takashi in die gleiche Richtung. Die einen werden denken, er haben nun dieselben Visionen wie seine Frau, die anderen, dass sie dank ihm Heilung findet. Ich lasse es offen." Das Publikum müsse seine eigene Antwort finden, denn ein Film sei ein Spiegel, in dem sich Individuen betrachten können.

Festivals & Auszeichnungen

Grosser Preis für das beste Debüt und Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI): Montreal World Film Festival Best Director Award, Preis der Internationalen Filmkritik sowie Nomination für den Goldenen Alexander: Internationales Filmfestival Thessaloniki Wolfgang Staudte Preis, Preis für das beste Debüt, Filmfestspiele Berlin Darstellerinnen-Preis an Miho Uemura: Festival des 3 Continents, Nantes Grosser Preis (Best Film Award) der Stadt Dunkerque sowie Darstellerinnen-Preis an Miho Uemura, Preis der PResse, Preis der Jury des Jeunes und Preis des Publikums: Rencontres Cinématographiques de Dunkerque, wo der Film ausser dem Jury-Wettbewerb lief.
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Credits

Originaltitel
Okaeri
Titel
Okaeri
Regie
Makoto Shinozaki
Land
Japan
Jahr
1995
Drehbuch
Makoto Shinozaki, Ryo Yamamura
Montage
Takefumi Tsutsui
Musik
Klaviersonate Nr. 14 cis-moll, Adagio der Mondscheinsonate
Kamera
Osamu Furuya
Ton
Toyohiko Kuribayashi
Produktion
Comteg; Takefumi Tsutsui und Hiroko Matsuda
Formate
35mm
Länge
100 Min.
Sprache
Japanisch/d/f
Schauspieler:innen
Miho Uemura (Yuriko Kitazawa), Susumu Terajima (Takashi Kitazawa), Shoichi Komatsu (Sakuma), Tomio Aoki (Mann im Park), Ayaka Horie (Mädchen im Park), Taro Suwa (Polizist), Shingo Takahashi (Arzt)

Pro Material

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Pressestimmen

Die Schizophrenie, durch die Yuriko ihre eigene Existenz neu interpretiert, gibt Aufschluss über die Gesellschaft, in der sie lebt, über eine Welt, die den Zufall und die Leidenschaft ausgemerzt hat. Hinter der geistigen Verwirrung der Frau verbirgt sich ihre Weigerung, ein Leben ohne Abenteuer und Sehnsüchte hinzunehmen, ihr Kampf gegen die Resignation und gegen die Vernunft, die sie bewogen hat, ihre Zukunftspläne aufzugeben (nach ihrer Heirat hat Yuriko darauf verzichtet, Pianistin zu werden). Auf einem kahlen Hügel, ausserhalb der Stadt, finden der Mann und die Frau sich wieder. Wir sehen sie aus grosser Distanz, zerbrechliche Ideogramme auf der Suche nach einer vergessenen Verschmelzung.

Dieser erste Film von Makoto Shinozaki zeugt von einer aussergew?hnlichen Fähigkeit, Realität, Gefühl und Abstraktion zu verbinden, und offenbart das Talent eines grossen Filmautors.

Jean-François Rauger, in: Le Monde, Paris

Nicht die Krankheit ist das Thema des Films, sondern die Beziehung des Paares. Ich wollte ergründen, wie man in einer tiefen Krise einen Ort der Ruhe und Harmonie finden kann.

Makoto Shinozaki

Aussage...

Okaeri ist die Geschichte einer Rückkehr in einen intimen Raum, den nur die beiden Protagonisten kennen. Die Entdeckung eines Geheimnisseswird zur Suche, als Takashi sich des wirklichen Problems seiner Frau bewusst wird. ? Okaeri ist ein grossartiges Liebeslied ohne das geringste Pathos.

Cahiers du Cinéma, Paris

Diese Hymne an die leidenschaftliche Liebe ist so schön wie ein Gedicht von Eluard.

Chi Yan Wang, Festival International d?Annonay

Der erste, mit Auszeichnungen überhäufte Spielfilm des unabhängigen Autors Makoto Shinozaki ist die Geschichte einer schmerzlichen Liebe, eingefangen inmitten der urbanen Anonymität.

Libération, Paris

Im Zentrum von Okaeri steht nicht die Schizophrenie Yurikos, sondern vielmehr die Entfremdung des Menschen vom Alltag. (...) Die letzte Vision lässt Hoffnung aufkeimen: Wie wenn die Liebe des andern, hier mit einem unersch?tterlichen Glauben an die wundersame Kraft der Kamera dargestellt, zu einer Rückbesinnung auf das Wesentlichegef?hrt h?tte.

24 Images, Quebec

Im Zentrum eines Zyklons gibt es einen ruhigen Punkt, das Auge des Zyklons, wie man ihn in Japan nennt.

Makoto Shinozaki

Eine Frau versucht, durch die Verr?cktheit der t?dlichen Routine der Ehe und der unermesslichen Langeweile der Gesellschaft zu entkommen. ? Etwas wird zerbrechen? Denn Yuriko hat erkannt, dass die Welt noch zittern kann,dass sie sich sogar ein wenig bewegt, wenn man sie mit der n?tigen Aufmerksamkeit beobachtet. Morgens und abends ?geht sie auf Patrouille? (ein herrlicher Ausdruck f?r das Suchen). Sie phantasiert. Um das goldene Zeitalter zur?ckzugewinnenund die t?dliche Gegenwart zu bek?mpfen, um die Schranken niederzureissen und die Vielfalt der Universen einatmen zu k?nnen, muss sie ein geeignetes System errichten ? sich eine fiktive Welt schaffen.

Les Inrockuptibles, Paris

In ihr monotones Leben f?llt Licht, als sie eine T?r ?ffnet, die ihm noch fremd ist.

Aus dem Text des japanischen Originalplakats

? und Form...

Bereits mit seinem ersten Film erweist sich Makoto Shinozaki als eigenst?ndiger Filmemacher, der Zeit und Raum seines intimen Werks meisterhaft beherrscht. Eine der sch?nsten Entdeckungen des Jahres.

L?Ev?nement, Paris

Kaum ein Filmemacher verf?gt ?ber einen so gel?uterten Blick wie Makoto Shinozaki. Er will zwar nicht von Yasujiro Ozu beeinflusst sein, doch seine Filmsprache zeichnet sich durch die gleiche, wenn nicht noch gr?ssere innere ?bereinstimmungaus. In dieser kinematographischen Architektur, in der das geringste Beben einem Bruch gleichkommt, vermittelt der unbestechlich klare Blick von Makoto Shinozaki auf einzigartige Weise die Emotionen und Ersch?tterungen gegens?tzlicher Welten.

Hubert Niogret, in: Positif, Paris

Immer wieder wird man an Yasujiro Ozu erinnert. Doch Makoto Shinozki f?hrt die Dinge weiter, wo der Meister sie gelassen hat. Und wie dieser verf?gt er ?ber ein unglaubliches Gesp?r f?r die Komposition der Bilder.

Les Inrockuptibles, Paris

Die Einstellungen sind lang ? bis das wirkliche Leben die Ecken der Leinwand anzuhe- ben scheint.Der Geist Bressons ist gegenw?rtig in jedem Moment, in dem der Film uns erz?hlt, dass das ?ussere Leben nicht das wahre ist.

International Herald Tribune, New York

Es geht nicht darum, einen Stil nachzuahmen, sondern darum, die einfachste Form zu finden f?r das, was man vermitteln will.

Makoto Shinozaki

? als grossartige Einheit

In seinem ersten, sensibel und pr?zis inszenierten Film ergr?ndet Makoto Shinozaki die Liebe, die ein Ehepaar in seiner tiefen Krise verbindet? Ein starker Film mit wundersch?nen Bildern und grossartigen Schauspielern.

Le Nouvel Observateur, Paris

Ein eindr?cklichesWerk, das mit seiner formalen Reife ein ganzes Jahr erster franz?sischer Filme in den Schatten stellt. Einzigartigist auch die Mischung von Bescheidenheit und Sicherheit, die Makoto Shinozakis Filmsprache auszeichnet, seine F?higkeit, die Handlung ohne szenische Hilfsmittel oder Effekte aufzubauen, sondern einzig mit den reinen Mitteln der Filmkunst. Okaeri erstaunt durch seine erz?hlerische Klarheit,die ?berzeugende Einfachheit seiner ?sthetischen Mittel und die absolute ?bereinstimmung zwischen Form und Inhalt.Schon mit seinem ersten Werk offenbart sich Makoto Shinozaki als grosser japanischer Filmemacher.

Les Inrockuptibles, Paris

Man kann unm?glich einen Film ganz allein realisieren. Mein Anteil daran ist h?chstens die H?lfte, die andere H?lfte tragen die Zuschauerinnen und Zuschauer bei, mit den Bildern, die der Film in ihnen wachruft. Ich denke, ein Film ist nicht vollst?ndig ohne die Intervention des Publikums.

Makoto Shinozaki

Die ?Arbeit? von Yuriko ? und die des Regisseurs ? erh?lt einen neuen Sinn,wie wenn es einzig darum ginge, ein Mittel zu finden, um sich mit der Wirklichkeit vers?hnen zu k?nnen... Was Okaeri auf klare, meisterhafte Weiseaufzeigt, ist keine Flucht in die Verr?cktheit, keine Abkehr von der Welt, sondern die unabl?ssige Suchenach einer M?glichkeit, sie auf friedvolle Weise zu bewohnen, mit den Dingen in Beziehung zu treten ? sich in der Landschaft aufzul?sen, um neugeboren zu werden.

Cahiers du Cin?ma, Paris

Die franz?sische Zeitschrift ?Les Inrockuptibles? w?hlte Okaeri zu den 15 besten Filmen des Jahres 1997.

?Die wahren Dimensionen?

Die Welt, die uns Makoto Shinozaki zeigt, entspricht nicht unseren Sehns?chten... Sie kann nur durch die Liebe gerettet werden, die das letzte Bild umspannt. Okaeri ist somit kein Thesenfilm,sondern die unerbittliche und gleichzeitig z?rtliche Reflexion ?ber die Beziehung zweier Menschen,in der Shinozaki einige Wege des Widerstandsgegen die Schrecken der Welt erkundet, mit ihren Risiken und Sch?nheiten, ihren geheimnisvollen Windungen und schmerzlichen Niederlagen.

Fr?d?ric Bonnaud, in: Les Inrockuptibles, Paris

Die ersch?tternden Etappen einer Flucht in die Verr?cktheit ? ein subtiles Pl?doyer gegen den sozialen Konformismus. Titel des Artikels zu Okaeri in:

Le Monde, Paris

Die schlichte, undramatische Ann?herung an das Sujet, die in der Art von Bresson die Natur des Menschen respektiert und sie nicht fassbarer zu machen versucht, als sie ist,st?tzt sich auf eine klare und pr?zise Inszenierung und l?sst einen brennenden Durst nach Wahrheiterahnen. Mit minuti?ser Aufmerksamkeit beobachtet Shinozaki die kaum wahrnehmbaren Verbindungen zwischen den Menschen und den Dingen (dem Telefonbeantworter, der Tastatur des Computers, der wie ein l?cherlicher Klavierersatz anmutet, einer Wand, die die Wohnung und die Leinwand in zwei Teile schneidet) und enth?llt dadurch die verbor- genen Strukturenin ihren subtilen Wechselwirkungen.

G?rard Grugeau, in: 24 Images, Quebec

Ich m?chte die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht hintergehen, sondern echte Emotionen in ihnen wecken.Am Ende des Films, in der Szene auf dem H?gel, schauen Yuriko und Takashi in die gleiche Richtung. Die einen werden denken, er habe nun dieselben Visionen wie seine Frau, die andern, dass sie dank ihm Heilung findet. Ich lasse es offen. Das Publikum muss eine eigene Antwort darauf finden. Der Film ist ein Spiegel,in dem sich die Individuen betrachten k?nnen.

Makoto Shinozaki

Jedes Bild von Okaeri beinhaltet seine eigene L?sung,jede Bewegung wird darin aufgenommen, fortgef?hrt und abgeschlossen. Innerhalb einer einzigen Einstellung geht man verschiedene Stimmungen durch, muss man alle L?sungen in Betracht ziehen. Auf diese Weise enth?llt Okaeri sein intimes Thema, das weit ?ber das einfache Konzept Gefangensein/Befreiung hinausgeht. Hervorragend vor allem die letzte halbe Stunde, in der Yuriko zuerst mit der Polizei, dann mit dem Arzt konfrontiert ist und in der sich uns die wahren Dimensionen dieses Werkes erschliessen.

Olivier Joyard, in: Cahiers du Cin?ma, Paris

Yuriko: Aber manchmal habe ich auch Lust, mit dir zu reden. Einfach zu reden. Ausserdem bekomme ich manchmal Angst allein in diesem Haus. Und die Polizisten sind unecht. Ich hab?s sofort gemerkt. Sehen zwar echt aus in ihren Uniformen, aber die dreieckigen Augen verraten sie.

Takashi: Du... du bist verrückt.

Yuriko: Nein, ich bin nicht verrückt. Nicht ich bin verrückt ? verstehst du das denn nicht?