Pandora's Box - Pandoranin kutusu

von Yesim Ustaoglu, Türkei, 2008
Bild von

In einem kleinen Dorf am Schwarzen Meer verschwindet eine alte Frau spurlos. Ihre drei erwachsenen Kinder reisen aus dem fernen Istanbul an, um die vermisste Mutter in den Bergen zu suchen und sie in die Stadt mitzunehmen. Dort wird klar, dass die Mutter an Alzheimer erkrankt ist und mehr Betreuung brauchen wird, als ihre Kinder sich das vorgestellt hatten. Aber nicht nur das Leben mit der Mutter stellt sich als Herausforderung heraus, auch die Beziehung der Geschwister untereinander zeigt ihre offenen Wunden. Die neuen Umstände zwingen die drei, auch untereinander klar zu kommen. Es ist der Enkel, der sich schliesslich der anrührenden Grossmutter annimmt und sie so nimmt, wie sie ist. Das ist ein Film, der ans Herz geht und der uns alle wohl deshalb so berührt, weil vieles uns vertraut vorkommt. Und sicher auch, weil die 90-jährige Tsilla Chelton die Mutter so ergreifend spielt. Sie ist aus Tatie Danielle noch in bester Erinnerung.
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Vom Älterwerden
Die türkische Regisseurin Yeșim Ustaoğlu hat mit ihrem Spielfilm Reise zur Sonne 1999 grosses Aufsehen erregt und zahlreiche Preise an den Festivals der Welt geholt. Unter ihnen den Internationalen Friedensfilmpreis. Danach erzählte sie mit Waiting for the Clouds eine Geschichte aus der Bergregion an der Schwarzmeerküste, an der sie selber aufgewachsen ist. Auch Pandora’s Box spielt teilweise dort in einer Region, die in mancherlei Hinsicht an die Schweiz erinnert, mit ihren Bergdörfern, dem Leben in der Natur und mit Menschen, die das Leben auf den eigenen Schultern tragen – Life on their Shoulders hiess ein Dokumentarfilm, den Yeșim Ustaoğlu hier gedreht hatte und in dem sie sich den realen Menschen näherte. Nusret, die alte Frau in Pandora’s Box, ist genau eine solche Frau. Sie hat ihr Leben im Dorf an der Schwarzmeerküste verbracht, den Mann irgendwann verloren, die Kinder Nesrin, Mehmet und Güzin sind alle drei nach Istanbul gezogen, in die grosse Stadt am Bosporus. Dort leben sie ihr Leben, in dem sich nicht alle Träume erfüllt haben, und hier werden sie von der Nachricht aufgeschreckt, dass die Mutter verschwunden sei. Es ist dies der Ausgangspunkt zu Pandora’s Box, einem Film, der von den familiären Beziehungen erzählt und davon, wie die Kinder mit einer Mutter umgehen sollen, die an Demenz erkrankt ist. Die Tatsache, dass sie vermehrte Aufmerksamkeit braucht und Betreuung ist das eine, das andere: Die drei Kinder werden ihres eigenen Lebens zwangsläufig wieder stärker gewahr. Ustaoğlu fügt die zwei Entwürfe zusammen: Hier die alte Frau in ihrem Haus fern der pulsierenden Welt, dort die Kinder und der Enkel Murat. «Der Idealismus wird schleichend ersetzt durch Konformismus», sagt die Regisseurin und bringt mit ihrem Film ein zentrales Problem unserer modernen Gesellschaften auf den Punkt.
Walter Ruggle

Festivals & Auszeichnungen

Goldene Muschel, Grosser Preis am Filmfestival San Sebastian
Silberne Muschel für die beste Schauspielerin, San Sebastian

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Credits

Originaltitel
Pandora's Box - Pandoranin kutusu
Titel
Pandora's Box - Pandoranin kutusu
Regie
Yesim Ustaoglu
Land
Türkei
Jahr
2008
Drehbuch
Yeşim Ustaoğlu, Selma Kaygusuz
Montage
Franck Nakache
Musik
Jean-Pierre Mas
Kamera
Jacques Besse
Ton
Bernd Von Bassevitz
Ausstattung
H.F. Farsi, Elif Taşçioğlu, Serdar Yilmaz
Produktion
Ustaoğlu Film Yapim
Formate
35mm, DVD
Länge
114 Min.
Sprache
Türkisch/d/f
Schauspieler:innen
Tsilla Chelton (Nusret (Grossmutter)), Derya Alabora (Nesrin (Schwester und Mutter)), Onur Unsal (Murat (Enkel)), Övül Avkiran (Güzin (Schwester, Journalistin)), Osamn Sonant (Mehmet (Bruder)), Tayfun Bademsoy (Faruk (Mann von Nesrin)), Nazmi Kirik (Dieb - voleur)

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Pressestimmen

«Mitten ins Herz.»

3Sat

«Ein ruhiger, bildstarker Film, der seine Geschichte eindringlich und intensiv erzählt. Tsilla Chelton als demente Mutter Nusret liefert eine preiswürdige Leistung ab. Unbedingt anschauen.»

SF DRS

«Da begegnen sich zwei auf Augenhöhe, ohne Erinnerung, aber auch ohne Berührungsangst, eine Utopie, kurz gelebt in malerischer Berglandschaft.»

Der Tagesspiegel, Berlin

«Ustaoglu hat die verschiedenartigen Geschwister-Figuren nuanciert gezeichnet und schildert glaubhaft ihre Überforderung mit der von Tsilla Chelten (Tatie Danielle) überzeugend gespielten pflegebedürftigen Mutter. So ist Pandora's Box letztlich gar nicht so sehr ein Film über Alzheimer als vielmehr eine Geschichte entfremdeter Grossstadtmenschen, die mit der Unberechenbarkeit des Lebens nicht klarkommen.

Züritipp

«Ganz heutig und in unaufdringlicher Poesie und Symbolik erzählt Pandora's Box eine ewige, zeitlose Geschichte. Ein so bescheidenes wie berührendes Meisterwerk.»

Programmzeitung Basel

«Eine Generationengeschichte, vielleicht eine türkische Familiengeschichte und möglicherweise eine filmische Diagnose von Alzheimer ist Yesim Ustaoglus Film Pandora's Box. Aber auch mehr: ein Bildgedicht des Lebens.»

Der Bund

«Ein ruhiger, bildstarker Film, der seine Geschichte eindringlich und intensiv erzählt. Tsilla Chelton als demente Mutter Nusret liefert eine preiswürdige Leistung ab. Unbedingt anschauen.»

SF DRS

«Regisseurin Yesim Ustaoglu füllt Pandora's Box mit Herz, Hirn und trockenem Humor.»

Basler Zeitung

«Die türkische Regisseurin Yesim Ustaoglu versteht Nusrets Demenz nicht nur als absterbendes Nervengewebe. Das Vergessen hat vielmehr die ganze türkische Gesellschaft erfasst: Im Übergang zur Moderne erodieren die traditionellen Familienstrukturen. Sprachlosigkeit, Angst und Isolation bestimmen den Alltag der drei zerstrittenen Geschwister. Sie sind der Preis für das Öffnen der modernen Büchse der Pandora, die Individualismus verspricht und Vereinzelung bringt. (...) Was didaktisch klingt, füllt Pandora's Box mit poetischen Bildern, anrührender Leichtigkeit und schelmischem Humor. Das ist besonders das Verdienst von Tsilla Chelton, der goldigen Darstellerin von Nusret.»

Basler Zeitung

«Ein Film, der ans Herz geht und der uns alle wohl deshalb so berührt, weil vieles uns vertraut vorkommt.»

Mittellandzeitung

«Die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Murat und seiner Grossmutter Nusret ist ein Hoffnungsschimmer in einer Welt, in der sich die Menschen immer mehr voneinander entfremden. Wenn die zwei sich am Ende gegen die Erwartungen, die an sie gestellt werden, auflehnen und ihren eigenen Weg gehen, wird der Film auch zum Plädoyer für den Individualismus, für das freie Denken. 'Der verlorene Idealismus wird schleichend durch Konformismus erstetzt', sagt die Regisseurin. Pandoras' Box ist ein leiser, feinsinniger Protest gegen diese Gleichschaltung der Gesellschaft.»

WoZ

«Die Türkin Yesim Ustaoglu, die vor zehn Jahren mit dem Politdrama Reise zur Sonne Furore machte, vermag mit dieser sich langsam entwickelnden Familiengeschichte nachhaltig zu berühren. Einen gewichtigen Anteil daran hat der französische Kameramann Jacques Besse, der berückend schöne Bilder findet für ein zu Ende gehendes Leben und den erfüllten Wunsch nach einem selbstbestimmten Tod.»

NZZ

«Yesim Ustaoglus Bilder aus den türkischen Bergen oder von Istanbul, ihre Figurenzeichnung, ihr Erzählduktus zeugen von grosser Eigenständigkeit.»

Filmbulletin

«Ein Film, der das Herz berührt, mit authentischen Darstellern und starker visueller Poesie.»

News

«Dieses einfühlsame Familiendrama hält dem modernen Stadtmenschen unverblümt den Spiegel vor und stellt die Frage, was denn am Lebensende wirklich wichtig ist.»

art-tv

«Der türkische Film Pandora's Box von Yesim Ustaoglu ist berührend, traurig und schön zugleich.» Zeitlupe

«So wird Pandora's Box ein realistischer, unsentimentaler und einfühlsamer Film, nicht über Alzheimer, sondern über das Leben schlechthin - ein Must in diesem Kinosommer. »

Students

«Der Spielfilm Pandora's Box hilft, einen Sinn zu finden. (...) Um das Leben in verschiedenen Welten und um die Schwierigkeiten, über diese Grenzen hinweg Beziehungen aufzubauen, geht es in diesem welthaften, poetischen Film. Alzheimer als Beispiel und Symbol.»

Tertianum

«Mit kalten Grossstadtbildern und eingebettet in eine raue Herbststimmung entwickelt sich so nicht zuletzt dank eines exzellenten Schauspielerensembles, aus dem die 91-jährige Französin Tsilla Chelton herausragt, ein zutiefst bewegendes Familiendrama über Entfremdung und emotionale Kälte, das trotz des ernsten Themas nie in Pessimismus verfällt, sondern immer leicht wirkt, für Mitmenschlichkeit plädiert und ohne den geringsten Anflug von Sentimentalität das Gefühl vermittelt, dass das Leben eben so ist und man das beste daraus machen muss.»

Blue win

«Tsilla Chelton ist als Person und als Künstlerin wohl der bedeutendste Höhepunkt des Films. Was die alte Frau mit ihren Augen bewirkt, wie sie mit ihrer lebendigen Darstellungskunst die Wahrhaftigkeit, Tragik und Glaubwürdigkeit der Alzheimer-Leidenden fühlbar macht!»

Seniorweb

«Die zwischen Istanbul und einer grandiosen Gebirgslandschaft am Schwarzen Meer angesiedelte Geschichte ist klassisches Erzählkino, mit einem exzellenten Drehbuch, einer stupenden visuellen Poesie – die an japanische Filme gemahnt – sowie einem hervorragenden Schauspielerensemble.»

St. Galler Tagblatt

«Interessant macht den Film, dass er sich nicht auf das Generationenproblem festlegt. Er bietet zudem einen Spiegel der türkischen Gesellschaft, die zwischen Aufbruch, Tradition und Lethargie aufgespannt ist.»

Medientipp, Film des Monats

«Die demente Nusret verhilft also, wie Pandora im Götterhimmel, ihrer Familie auf der Erde, zum Wesentlichen: zu neuen Beziehungen, die Not wenden, die Sinn stiften.»

Sozial Aktuell

«Es ist eine Geschichte von Individuen, deren Leben durch eine kühle Mittelklasse-Moral geprägt ist, eine Geschichte, die in der unvermeidlichen Kombination von Kapitalismus und Modernität viele Leute berührt. Eine Art ’menschliche Landschaft’, ebenso universell wie einzigartig.»

Variety

Die Geschichte von einer entstehenden Freundschaft zwischen einer lebensmüden, an Alzheimer erkrankten Frau (hervorragend gespielt von der 90-jährigen Französin Tsilla Chelton, die dafür den Preis als beste Schauspielerin erhielt) und ihrem nichtsnutzigen Enkel war etwas vom Berührendsten überhaupt.

NZZ

«Voilà un petit film turc qu'il faut courir aller voir, pour s'y plonger et se laisser bercer par sa musique douce et grave. Parce qu'il recentre le karma dirait un hindou, parce qu'il ouvre les yeux sur ce que l'on a, ne serait-ce que la simple chance d'être en vie.»

Le Courrier

«Avec beaucoup de délicatesse, de très beaux plans et une économie de dialogues, Yesim Ustaoglu distille une émotion vraie.»

Ciné-Feuilles

«La mise en scène de Yesim Ustaoglu, l'exactitude de ses placements de caméras, l'intense intériorité du jeu des acteurs concourent, en tensions et condensations, à une constante intelligibilité des signes de toute sorte.»

L’Humanité

«Tout en délicatesse, un tableau de famille nourri de nuances et de fragilités dans l'exposition des sentiments éternels. Et une émouvante prestation de Tsilla Chelton.»

Ouest France

«Un film d`une beauté taciturne et grave.»

TéléCinéObs