Teza

Bild von

Nachdem Anberber einige Jahre in Deutschland Medizin studiert hat, kehrt er nach Äthiopien zurück und findet das Land seiner Kindheit in Aufruhr. Sein Traum, das Gelernte in Äthiopien anzuwenden, ist durch die Junta Mengistus in Frage gestellt, weil diese die Intellektuellen für ihre politischen Ziele missbrauchen will. Erinnerungen aus der Kindheit tauchen auf, ganz besonders, nachdem Anberber nach einer weiteren Abwesenheit mit einer Verletzung heimkehrt. Eine beeindruckende Reise durch die Zeiten.
Der in den USA lebende Äthiopier Haile Gerima, Filmemacher und Philosoph, erzählt in seinem Spielfilm Teza bis zu einem gewissen Grad auch seine eigene Geschichte, wenn er den jungen Anberber seine Heimat verlassen lässt, um in Europa zu studieren. Für Gerima waren es die USA, aber das Unterwegssein, das Heimkehren, das Fremdsein hüben wie drüben, das kennt er selber bestens. Aus den USA heraus lässt sich ein kompromissloser Film wie dieser nicht finanzieren, also stützte sich Gerima auf einen deutschen Produzenten und siedelte einen Teil der Geschichte in Deutschland an. Das Land der Fremde kann an vielen Orten sein.
In Teza betrachtet Haile Germia am Schicksal von Anberber die jüngere Geschichte seiner Heimat aber auch das menschliche Drama, das sich in dieser Geschichte abspielt. Der Film vereint die Erfahrungen einer ganzen Generation, in der viele Hoffnungen zerstört worden waren. Äthiopien durchlebte nach der Regierung von Haile Selassie in den 1970er Jahren eine äusserst turbulente Phase, in der Fundamentalismus mit kommunistischer Eti-kette das Land terrorisierte und verfolgt wur-de, wer nicht linientreu nickte. Teza führt uns in Rückblenden in verschiedene Zeiten im Leben seiner Hauptfigur vor Augen, wie leicht der Mensch von Ideologen vergessen wird, wie sich Mechanismen wiederholen, wie rasch einer fremd sein kann in seiner eigenen Um-gebung und wie schwierig der Alltag in einem von Vorurteilen geprägten Umfeld ist, egal wo auf der Welt. Eingebettet in archaische Landschaften Äthiopiens klammert Haile Gerima den Schmerz nicht aus, den die Menschen da durchlebt haben. Die grosse Geschichte kümmert sich nicht um die kleinen (Lebens)-Ge-schichten, aber sie sind das, was wir alle durchleben. Einer der eindrücklichsten Filme aus Afrika und ein Film auch über Europa.
Walter Ruggle

Festivals & Auszeichnungen

Mostra del Cinema Venezia: Spezialpreis der Jury, Osella für das beste Drehbuch, Preis "Cinema for UNICEF", Signis Award Carthage-Tunesia 2008: (Golden Tanit-Best Film Award, Best Script, Best Music, Best Cinematography, Best Support. Actor-Abeye Tedla) Ouagadouou 2009, Panafrikanisches Filmestival: Bester Film

artwork

Credits

Originaltitel
Teza
Titel
Teza
Regie
Haile Gerima
Land
Äthiopien
Jahr
2008
Drehbuch
Haile Gerima
Montage
Haile Gerima, Loren Hankin
Musik
Vijay Iyer, Jorga Mesfin
Kamera
Mario Masini
Ton
Umbe Adan, Stephan Konken
Kostüme
Wassene Hailu-Klotz
Ausstattung
Patrick Dechesne, Alain-Pascal Housiaux, Seyum Ayana (art di
Produktion
Negod-gwad Production, Pandora Film Produktion
Formate
35mm, DVD
Länge
139 Min.
Sprache
Amharisch, Deutsch, Englisch/d/f oder i
Schauspieler:innen
Aaron Arefe, Abeye Tedla, Takelech Beyene, Teje Tesfahun, Nebiyu Baye, Mengistu Zelalem, Wuhib Bayu, Zenahbezu Tsega, Asrate Abrham, Araba Evelyn Johnston-Arthur, Veronika Avraham

Möchten Sie diesen Film zeigen?

Bitte füllen Sie unser Formular aus.

Vorführdatum Vorführung
Veranstalter/Veranstalterin

Pressestimmen

«Dreissig Jahre umfasst die Zeitspanne, elegant springt der Film von der Gegenwart in die Vergangenheit und zurück. Teza ist kein einfacher, aber dafür ein umso eindrücklicher Film.» Aargauer Zeitung

«Ein kraftvolles Epos über die Folgen des Totalitarismus, wie man es aus Afrika kaum je gesehen hat.» Christian Jungen, NZZ am Sonntag

«Eindrücklicher wird man zwanzig Jahre äthiopische Geschichte nicht so schnell wieder erzählt bekommen – und noch dazu alles aus erster Hand.» Tages-Anzeiger

«Son cinquième long métrage de fiction en trente ans tient à la fois de l'acte héroïque (dix ans pour réunir un modeste budget!) et du grand cinéma, salué par un Prix spécial du jury à la Mostra de Venise 2008.» Le Temps

«Durant les deux heures vingt de la projection, le sentiment s'insinue que le cinéaste met le doigt sur une évolution qui n'est pas seulement celle de ses personnages, intellectuels éthiopiens grugés par la politique et victimes de leurs illusions. (...) Et si le sujet de 'Teza' c'était la grande gueule de bois de la fin du XXe siècle ?» Le Monde

«Die verschiedenen Erzählebenen sind eng ineinander verwoben und verschmelzen zu einer dichten Mischung, in der die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit, Vergangenheit und Gegenwart verwischen. Filmisch setzt Gerima das äusserst gekonnt um. Zwischen Symbolismus und Verspieltheit hin- und herspringende Einstellungen sowie eine Tonspur voller Geräusche und Gesang, machen aus dem zurückgeworfenen Äthiopien einen magischen Ort. Besonders gelungen ist die nicht-lineare Erzähltechnik, bei der sich Zusammenhänge durch Rückblenden erst nach und nach erschliessen. Dadurch wird der Zuschauer Stück für Stück in diese faszinierende fremde Welt hineingezogen. Teza ist ein grossartiger Film über ein geschundenes und zerrissenes Land, der bestens unterhält und berührt, ohne zu bedrücken.» art-tv.ch

«Der Film gibt uns das Gefühl, selbst am Lagerfeuer zu sitzen und einem alten Mann zuzuhören, der uns gemächlich seine aufwühlende Lebensgeschichte erzählt. Selten habe ich am Ende eines Films einen derart lauten und bestimmten Applaus gehört. Out now Temporeich erzählt und mit unzähligen Zeitsprüngen, Rückblenden sowie häufigem Wechsel zwischen Fantasie und Realität, Europa und Afrika, fordert Teza den ZuschauerInnen einiges ab, doch wer sich einlässt auf diese Höllenfahrt, erlebt ein afrikanisches Drama, das am Ende sogar etwas Hoffnung aufscheinen lässt und das man in dieser Art noch kaum je im Kino gesehen hat.» Filmportal

«Teza besticht durch seine ästhetische Grosszügigkeit und die Präzision, mit der Gerima das Dorf bis ins kleinste Detail gestaltet hat. Eine dichte und hoch differenzierte Tonspur verweist auf die reiche orale Tradition: Sprechchöre von Kindern, raue und poetisch klingende Stimmen von Frauen sowie ritueller Männergesang vermischen sich mit den intensiven Geräuschen der afrikanischen Landschaft und wechseln sich mit dem Klang von modernen und traditionellen Einzelinstrumenten ab. Die WochenZeitung Mit scharfem Blick für die bitteren Ironien der Geschichte zeichnet Gerima in seiner epischen Erzählung die Fieberkurve seiner Heimat nach.» Florian Keller, Tages-Anzeiger

«Dieses inhaltlich wie stilistisch herausragende Epos baut vor allem durch seine Rückblenden eine grosse Spannung auf... Die Idylle zwischen Hügeln und See bildet einen starken Kontrast zu den individuellen und sozialen Tragödien, die die Familien und Dorfstrukturen sprengen... Selbst Anberbers Todeskampf schildert Regisseur Haile Gerima ohne jede Melodramatik. Genauso stilsicher setzt er seinem Epos ein überzeugendes humanistisches Ende.» Frank Wittman, Le monde diplomatique

«Im Grunde macht der Held in Haile GerimasTeza genau dieselben Erfahrungen mit aufgezwungenen Lebensentwürfen, damit, dass es keinen Ort mehr auf der Welt gibt, an den er wirklich gehört. Er ist zum Medizinstudium nach Deutschland gegangen und hat sich dort linken Intellektuellen angeschlossen - er will Revolution und Heilung nach Äthiopien bringen, aber als er nach Haile Selassis Sturz zurückkehrt, wird das Land vom nach oben gespülten denunziatorischen Mob terrorisiert; in Leipzig wird er überfallen; in seinem Heimatdorf ist er ein fremder, westlicher Intellektueller. Was ihn nach Äthiopien zurückgeführt hat, erfahren wir in Alptraumsequenzen und Rückblenden, die schliesslich den ganzen Film übernehmen; Teza ist liebevoller und virtuoser geschnitten als sonst etwas im Wettbewerb.» Süddeutsche Zeitung

«So wie das Schicksal vieler aufstrebender afrikanischer Staaten von der gleichzeitig herrschenden Gewalt ausgebremst wird, so tun sich auch die Regisseure aus Afrika schwer, denn es mangelt ihnen nicht etwa an Anerkennung, sondern an den nötigen Mitteln. So präsentiert sich Haile Gerima, dem allgemeine Wertschätzung sicher ist und der dennoch nur alle zehn Jahre einen neuen Film drehen kann, nun endlich mitTeza, einem Filmepos, das mit dem Budget eines Kurzfilmes von Abderrahmane Sissako gedreht wurde. Es geht um dreissig Jahre äthiopischer Geschichte, in denen auf Imperialismus Marxismus folgt und der Wahnsinn der Menschen derselbe bleibt.» ARTE

"Magisches und aktuelles Werk über Äthiopien"

«Morgentau» ist der Film der Stunde: Während arabische Revolutionen und damit verbundene politische Konflikte derzeit die Welt bewegen, kommt mit dem Film von Haile Gerima ein Drama in die Kinos, das die Komplexität und Ambivalenz von Reform und Widerstand bemerkenswert thematisiert... herausragende Bildästhetik. - AZ Deutschland

"Ein herausragender Film"

"Immer noch führt das afrikanische Kino ein Nischendasein. Dabei kann es – wie dieser Film des äthiopischen Regisseurs Haile Gerima eindrucksvoll beweist – zumindest in seinen besten Momenten mit dem Rest der Filmlandschaft mithalten. „Morgentau“ ist ein großes Epos über die letzten 30 Jahre äthiopischer Geschichte und Unwägbarkeiten des Kampfes um persönliche und gesellschaftliche Freiheit..." - Programmkino Deutschland

"Traumhaft"

"15 Jahre nach seinem letzten Spielfilm meldet sich Haile Gerima mit einem zwei Jahrzehnte umspannenden Epos zurück. Vor dem Hintergrund jüngerer äthiopischer Geschichte sucht ein Mediziner nach politischer und persönlicher Erfüllung..." - Critic

"Ein Film von halluzinatorischer Intensität"

Das Interview in der taz: Ein Gespräch mit dem äthiopischen Regisseur und Film-Professor Haile Gerima über Sozialismus, Heimat und seinen neuen Film "Morgentau".

TagesZeitung TaZ

"Bedeutendste afro-amerikanische Filmemacher"

"Afrika als traumatisierter Kontinent ist ein Klischee, das sich im Bilderfundus der westlichen Medien eingenistet hat. Mit jedem Bürgerkrieg und jeder Hungersnot wird es neu bedient. Die Ursprünge des Traumas, die spezifische Geschichte in diesem scheinbaren Kontinuum aus Leid und Ausbeutung, geraten allenthalben in Vergessenheit. Die Elendsbilder, Magnum-geadelt und journalistisch hochdekoriert, haben uns von den Mühen des Sich-Erinnerns entbunden. Selbstevident und bar jedes historischen Bezugs legen sie Zeugnis ab von der Ohnmacht der westlichen Gesellschaften...."

Die Zeit