The Hunter - Shekarchi

von Rafi Pitts, Iran, 2010

Ali arbeitet als Nachtwächter in einer Fabrik. Er lebt mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter in Teheran. Als er erfährt, dass die beiden bei einer Manifestation ums Leben gekommen sind, treibt ihn die Wut zu einem Racheakt und in eine ausweglose Flucht. Shekarchi ist eine Art Thriller, der nach innen explodiert, die stille Betrachtung eines Landes, das den Raum zum Leben immer enger zieht, in dem alle Verfolgter und Verfolger werden.

Grün ist die Hoffnung
Ali lebt mit seiner Frau und seiner sechsjährigen Tochter in der iranischen Metropole Teheran, einem Moloch, der die Menschenmassen und den Verkehr zu verschlingen scheint. Weil Ali eine Strafe absitzen musste, darf er nach seiner Freilassung nur noch in der Nacht arbeiten. Für die Familie bleibt da wenig Raum. Von Zeit zu Zeit zieht er sich in die Wälder zurück, in denen Stille herrscht und er allein ist. Er jagt gerne. Die trügerische Ruhe seiner geregelten Lebensbahnen wird auf die Probe gestellt, als die Stadt in Aufruhr gerät und Menschenmassen durch die Strassen ziehen. Es ist die Zeit der Proteste gegen gefälschte Wahlresultate und verfolgte Oppositionelle. Frau und Tochter verschwinden spurlos. Nach langem Warten auf der Polizeistation erfährt Ali, dass seine Frau bei einer Demonstration erschossen wurde. Von der Tochter fehlt jede Spur, und die Polizei verdächtigt ihn, mit den Demonstranten zu sympathisieren. Zwei Tage später wird auch sein Kind tot aufgefunden.


Was tut der Einzelne angesichts der staatlichen Gewalt und Macht? Wohin führt ein Klima des Misstrauens und Verrats? Wie verhält sich einer, der sich in die Enge getrieben fühlt? Der iranische Regisseur Rafi Pitts beschreibt die Ohnmacht in seiner Heimat in einer sinnbildlich starken Geschichte, in der er selber die Hauptfigur verkörpert und damit seine eigene stumme Verzweiflung gleich doppelt zum Ausdruck bringt. Ali schiesst vom Aussichtspunkt über der Stadtautobahn auf ein Polizeiauto und wird zum Verfolgten, der in seine geliebten Wälder fliehen muss und dort zwischen zwei Polizisten gerät, die offenbar auch ihre liebe Mühe miteinander haben. Bildstark beschreibt Rafi Pitts den Stillstand in seiner stumm aufgewühlten Heimat, immer wieder verdichtet er Momente zu Tableaus, die für sich sprechen. Und schliesslich überrascht er mit einem Ende, das die letzte Konsequenz zeigt.

artwork

Credits

Originaltitel
The Hunter - Shekarchi
Titel
The Hunter - Shekarchi
Regie
Rafi Pitts
Land
Iran
Jahr
2010
Drehbuch
Rafi Pitts
Kamera
Mohammad Davoudi
Ton
Hossein Bashash
Kostüme
Malekjahan Khazaei
Ausstattung
Mahyar Esmaeili
Produktion
Twenty Twenty Vision
Formate
35mm
Länge
92 Min.
Sprache
Farsi/d/f
Schauspieler:innen
Rafi Pitts

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Pressestimmen

«Ein mutiger Film.» SWR

«Grossartig.» Kölner Stadtanzeiger

«Ein verzweifelt starkes Stück Kino aus dem Iran.» Der Tagesspiegel

«Ein grossartiger Film.» Berliner Zeitung

«Ein Kunstwerk seiner Zeit und zugleich der Zeit enthoben.» Die Zeit

«The Hunter reiht sich nahtlos ein in die Reihe  neorealistischer Meisterwerke und überzeugt durch seine lyrische, symbolträchtige Bildsprache, den subtilen Einsatz von Musik und Geräuschen wie durch herausragende darstellerische Leistungen. Gleichzeitig zeichnet Pitts das Porträt seiner Heimat, in der sich die Menschen seit Langem nach Demokratie sehnen.» Kulturagenda, Simone Tanner

«Pitts ist inzwischen zu einem Sprachrohr für jene Kollegen geworden, die ihre Sympathie für die Grüne Bewegung mit Haft und Schlimmerem bezahlen.» BaZ, Mathias Heybrock

«In einem brutalisierten Iran, dessen Regierung gegen das eigene Volk kämpft, zeichnet der Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion eine Anatomie des Widerstands: Das Individuum gerät in einen teuflischen Kreislauf, weil jeder, der die Systemfrage stellt, als Feind der Revolution gilt. Der Racheakt wird zum politischen Statement, zu einem Manifest der Verzweiflung, zur Befreiung aus individueller Ohnmacht.» BR-Online, Margret Köhler

«Ein neorealistischer Western, der stark geprägt ist von Pitts Erfahrungen mit der iranischen Politik.» Ensuite

«Es geht um Rache, aber auch darum, wie nah an den Abgrund ein System jeden Einzelnen treiben kann.» Berner Zeitung, Martina Bolzli

«Ein machtvolles Rachedrama über einen Mann, der sich mit der Staatsmacht anlegt.» annabelle 

«Eigentlich tut man dem Film höchst unrecht, wenn man ihn aufs Politische reduziert. Pitts’ sorgfältig arrangierte Bilder von Teheran möchte man alle einzeln an die Wand hängen, und mit der Art, wie er Klänge von Radiohead bis Arvo Pärt einsetzt, sorgt er für wohldosierte Irritationen.» Der kleine Bund, Reto Bühler

«Pitts’ Leistung als Hauptdarsteller: Während 90 Minuten folgt man seinem hypnotischen Blick unbd hat das Gefühl, der Film sei auf dieses Gesicht zugeschnitten. Und dann behauptet Pitts, er habe die Rolle nur übernommen, weil der Hauptdarsteller am ersten Drehtag nicht am Set erschienen sei.» züritipp

«Rafi Pitts lädt zum Nachdenken ein. Ohne viel Gerede bekommt der Zuschaue zu spüren, was es heisst, in Zensur und politischer Unterdrückung zu leben.» students.ch, Raphaël Rück

«Der Film ist keine anklagende Analyse der aktuellen iranischen Zustände. Er bietet ein Stimmungsbild, in dem der Film atmosphärisch in ein trostloses, vom Moloch Verkehr gebeuteltes Smog-Teheran eintaucht.» Kulturmagazin, Urs Hangartner

«Schonungslos blickt auch Pitts’ jüngster Film „The Hunter“ auf die iranische Gegenwart, in der es keine Hoffnung zu geben scheint und am Ende jeder jeden jagt.» NZZ

«Ich glaube, dass wir den Film nur drehen durften, weil die Leute von der Zensurbehörde damals selber glaubten, dass sich das politische Klima ändern würde.» Rafi Pitts