Titash ekti nadir naam - A River Called Titas

von Ritwik Ghatak, Indien, 1973
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Ritwik Ghatak erzählt in seinem Film "Der Fluss Titash" aus dem Leben eines Fischerdorfes an den Ufern des Titasch in Ostbengalen. Kiishore verliebt sich in ein Mädchen, welches kurz nach ihrer Heirat von Flusspiraten verschleppt wird. Darauf verliert Kishore den Verstand. Die junge Frau schenkt kurz vor ihrem Tod einem Jungen das Leben. Basanti, eine Frau aus dem Dorf, nimmt sich des neu geborenen Kindes an. Kaum ist der Knabe erwachsen, verlässt er sie. Der Fluss wird immer trockener und «Babus» aus der Stadt kommen ins Dorf, das von immer mehr Bewohnerinnen und Bewohnern verlassen wird. Schliesslich werden die Babus zu Landherren und machen aus dem Flussbett Reisfelder. Nur Basanti ist im Dorf geblieben, und auch ihr Leben neigt sich jetzt dem Ende zu.
Der Fluss als Sinnbild: Er ist der Quell allen Lebens. Mit seinen unzähligen Nebenläufen und Verästelungen verbindet und trennt er die Menschen; Bewegung, Ebbe und Flut, Überschwemmungen und Trockenheit bestimmen auch den lyrisch-poetischen Rhythmus des Films. Mit wuchtiger epischer Bildkraft schildert er das Schicksal eines Fischerdorfs, Menschen, die mit dem langsamen, aber unaufhaltsamen Austrocknen des Flussbettes nicht nur ihre Existenz, sondern auch die kulturelle Identität verlieren und dadurch in die Abhängigkeit jenerstaatlichen Vertreter geraten, die auf dem neugewonnenen Land Reis anpflanzen wollen. Ghataks elegische Trauerarbeit über den Verlust der bestehenden Werte und ihrer Formen zeugt vom tiefen und verzweifelten Leiden des Regisseurs an der 1947 aufgezwungenen Trennung des bengalischen Volkes, in dem er sich zutiefst verwurzelt fühlte. Der Kampf ums Uberleben eines ganzen Volkes ist das Thema dieses Werkes, das sich wie kein anderes mit dem Elend und den Hoffnungen der Bengalis auseinandersetzt. Und ans Ende dieser vielfach verästelten Tragödie setzt Ghatak ein Bild der Hoffnung: Eine sterbende Fischersfrau, die im Sand des Flussbettes, das einer Wüste gleicht, nach Wasser gräbt, macht in bewegender Art deutlich, dass zwar das eine stirbt, das Leben letztlich aber über den Tod siegt, jedes Ende ein neuer Anfang ist.

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Credits

Originaltitel
Titash ekti nadir naam - A River Called Titas
Titel
Titash ekti nadir naam - A River Called Titas
Regie
Ritwik Ghatak
Land
Indien
Jahr
1973
Drehbuch
Ritwik Ghatak; Bahadur Khan; Ahidul Haq
Montage
Basheer Hussain
Musik
Ritwik Ghatak; Bahadur Khan; Ahidul Haq
Kamera
Baby Islam
Ton
Shyam Sundar Gosh
Produktion
Pran Katha Chitra
Formate
35mm, DVD, DCP
Länge
159 Min.
Sprache
Bengali/d/f
Schauspieler:innen
Rosy Samad (Basanti), Kabari Choudhury (Rajar Jhi), Roussan Jamil (Basantis Mutter), Rani Sarkar (Munglee), Sufia Rustam (Udayaara)

Pro Material

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Pressestimmen

«La rivière Titash» compte parmi es plus beaux films de Ghatak. Contrairement a Ray oü la beauté, liée a l’agonie, est synonyme de douceur, de sensualité et de paix (Le salon de Musique), la beauté chez Ghatak est synonyme de violence, d’éclat furtif et fulgurant - elle ne s’impose pas par la duréem - à l’image d’un ultime sursaut de vie dans un plan. La beauté a les traits d’une convulsion douloureuse. C’est le detail arraché a la representation qui brise la tentation du tableau, c’est un son trivial, brusquement trop réaliste, qui contamine avec bonheur la plasticité figée d’un plan. «La rivière Titash» est un film d’une force et d’une rigueurextrême. Ce film représentele point limite au parcours esthétique de Ghatak.

Charles Tesson

«Der Fluss Titash erzählt, im Rhythmus eins mit Ebbe und Flut des Flusses, vom Verschwinden einer Fischerkommune. Darin verwoben: zwei tragische Frauenschicksale. Die eine wird nach ihrer Hochzeit und der Geburt eines Kindes von Flussbanditen entführt, die andere, Basanti, kümmert sich um das verlassene Kind, verliert es schliesslich. Zugleich verliert der Fluss sein Wasser. Die Fischer werden von grausamen Händlern aus der Stadt vertrieben. Am Ende halluziniert die im Flussbett nach Wasser grabende Basanti sterbend die nächste Generation: Reisfelder, durch die ein kleiner Junge läuft, sein Pfeifen auf dem Grashalm ein fernes Echo der Autohupe in Der Vagabund. Ghatak: 'Es gibt kein Ende der Zivilisation.'»

Filmpodium

«Le film est composé d'images en noir et blanc qui, tels les accords d'une symphonie, se succèdent et semblent condenses a partir d'un bout d'éternité. L'horizon est dissolu, le fleuve se confond avec la mer, l'espace est infini. Ce qui compte, c'est le temps. On y sent la qualité du silence, la résonnance de la poésie cinématographique, sans oublier le sérieux et l'amour d'un metteur en scène qui ne construit pas des illusions, mais qui interprète la réalité en interrogeant des espaces temporels qui fuient ou qui ne font que se former. Inoubliables, les innombrables sequences qui, devant ce décor, assimilent la douleur et le désespoir et, en même temps, parviennent méme a vaincre la mort.»

Bruno Jaeggi

«Regisseur Ritwik Ghatak verschränkt das persönliche Drama seiner Figuren mit dem Untergang traditioneller Lebensweisen. In beeindruckenden Schwarzweissbildern hält er eine Welt fest, die längst nicht mehr existiert.» Tages-Anzeiger

«Titash me rappelle beaucoup d'événements de mon enfance. Vous pouvez me traiter de romantique ou de ce que vous voudrez, mais je peux vous garantir une chose: la mort d'une civilisation, ça n'existe pas. Les civilisations traversent bouleversements et métamorphoses, mais elles ne meurent pas. Les individus meurent, mais l'humanité, elle, suit son cours.»

Ritwik Ghatak

«On pourrait épiloguer longtemps sur les raisons de cette reconnaissance tardive. Elle confirme en tout cas que le travail de mise a jour de nos connaissances en matière de cinema non occidental commence tout juste.»

Jean-Pierre Berthomé, Positif

«Ritwik Ghatak en avait assez du monde et ii ne pouvait se le pardonner. Car, finalement, ii était I'un des cinéastes es plus tenaces que I'Inde alt produits. Contrairement aux autres, il était franc et terre à terre dans son analyse et sa damnation du déclin de la société.» Kumar Shahani

«Ghatak introduit ses heros de différentes façons. Ils symbolisent la lutte humaine pour le bonheur et l'espoir d'une vie heu reuse accessible a tous les hommes de cette terre. Ainsi, notre regard perçoit, au-delà de la vie morose de ses héros, une petite lueur d'espoir.» Swadesh Pal

«Die leidenschaftliche und eindringliche Elegie einer sterbenden Kultur.»

Strictly Film School

«Titash ist eine Art Gedenkfilm für eine Vergangenheit, die für mich weit zurückliegt. Der Film enthält keine politische Aussage. Die Erzählung ist ein stilvolles Epos, und ich habe versucht, diese Atmosphäre in meinem Film einzufangen. Titash hat viele Kindheitserinnerungen in mir wachgerufen, und manche Vorkommnisse, die ich als Kind mit eigenen Augen erlebte, erscheinen im Film in ähnlicher Form wieder. Es war, als würde ich um dreissig Jahre zurückversetzt, in das damalige Ost-Bengalen. Als ich an diesem Film arbeitete, wurde mir klar, dass heutzutage nichts aus der Vergangenheit überlebt, überleben kann. Geschichte ist schonungslos. Nein, alles ist verloren, nichts bleibt.»

Ritwik Ghatak

«Der Fluss Titash ist neben den beiden weiblichen Hauptfiguren die dritte wichtige dramatis personae. Der Fluss ändert seine Launen wie die Menschen. Mal ist er ein gütiger Ernährer, mal ist er indifferent. In der letzten Szene kommt Ritwiks Sicht des Flusses mit all seinen Andeutungen zum Ausdruck. Kurz vor ihrem Tod sieht Basanti ein Reisfeld und keinen Fluss, dies, obwohl man im ganzen Film kein einziges Mal eine Reispflanze sieht. Die Malos haben nie von der Landwirtschaft gelebt. Der Fluss war ihre einzige Nahrungsquelle. Wenn ein Fluss seinen Lauf ändert, lässt er üppiges, fruchtbares Land zurück. Hätten die Malos die Gelegenheit genutzt und ihre Lebensart geändert und wären Bauern geworden, anstatt Fischer zu bleiben, so wäre ihr Überleben auf immer gesichert gewesen. Aber wie der Fluss gemein und unberechenbar ist, so sind die Malos verschlossen und unbeugsam. Sie ziehen den Untergang geradezu an, da sie sich zum Opfer des Systems und seiner angestammten Rechte machen. Die epischen Dimensionen des Untergangs und der Auflösung werden vom Fluss und den Malos zu gleichen Teilen geliefert. Basanti spürtals letzte den Fluss, indem sie diese fatale Tatsache realisiert. Deshalb träumt sie von einem Reisfeld. Auch Ritwik hat versucht, den Bengali etwas zu zeigen, nämlich, dass die natürlichen Vorkomnisse, selbst wenn sie in reicher Fülle vorhanden sind, nicht ausreichen, um ein Land vor dem Untergang zu retten, wenn die Charakterstärke fehlt.»

Alay Basu