Kaouther Ben Hania

Die Regisseurin und Drehbuchautorin Kaouther Ben Hania wurde 1977 in Sidi Bouzid in Zentraltunesien geboren. Sie absolvierte ein Studium in Wirtschaftswissenschaften in Tunesien und anschliessend in Filmdramaturgie an der Fémis und der Sorbonne in Paris. Ihre Forschungsarbeit befasste sich mit einem für sie elementar wichtigen Thema: «Fiktion mit oder gegen den Dokumentarfilm». Bei mehreren Kurzfilmen führte sie Regie, darunter Moi, ma sœur et la chose (Ich, meine Schwester und das Ding, 2006) und Peau de colle (2013). Beide waren erfolgreich an verschiedenen internationalen Festivals. Ben Hania schloss sich dem Gründungsteam von Al Jazeera Documentary an und arbeitete bis 2007 für den Sender. Ihr Dokumentarfilm Les Imams vont a l’ecole feierte am Internationalen Dokumentarfilmfestival in Amsterdam (IDFA) 2010 Premiere und wurde an weiteren wichtigen internationalen Festivals gezeigt. 2011 drehte sie eine Fernsehserie in 3D für Kinder mit 120 Episoden, die auf Al Jazeera ausgestrahlt wurde.
Le Challat de Tunis war Kaouther Ben Hanias erster Spielfilm, den sie freilich wie einen Dokumentarfilm gestaltete und in dem sie selber eine Rolle als kühn recherchierende Frau in der arabischen Männerwelt spielt. Der zweite Spielfilm La Belle et la Meute feierte im Mai 2017 seine Premiere in der Reihe Un Certain Regard am Filmfestival von Cannes. Er handelt von Mariam, einer Uni-Studentin aus Tunis, die sich gerne vergnügt. Kaouther Ben Hania setzt ihre Erzählung nach einer Vergewaltigung an, in der Mariam im Laufe einer Nacht versucht, Anzeige zu erstatten und dabei mit einem gehör- und empathielosen Männersystem konfrontiert wird.
In The Man Who Sold His Skin zeichnet sie nach, wie ein Mann aus Syrien als Kunstwerk mehr Wert bekommt denn als Mensch und frei reisen kann. Der packende Spielfilm wurde 2020 am Festival Venedig ausgezeichnet und stand 2021 im Finale um die Oscars. Les Filles d’Olfa hat 2023 in Cannes den L’Œil d’or für den besten Dokumentarfilm gewonnen. Er gehört zu den wenigen Dokumentarfilmen, die es an der Croisette in den Wettbewerb geschafft haben.
Filmographie
2023 LES FILLES D'OLFA
2020 THE MAN WHO SOLD HIS SKIN
2017 LA BELLE ET LA MEUTE
2016 ZAINEB N'AIME PAS LA NEIGE (Dok)
2014 LE CHALLAT DE TUNIS
2013 PEAU DE COLLE (Kurzfilm)
2010 LES IMAMS VONT À L'ÉCOLE (Dok)
2006 MOI, MA SOEUR ET LA CHOSE (Kurzfilm)
Les filles d'Olfa - Four Daughters (2023)
Les Filles d’Olfa lief am Filmfestival von Cannes im Wettbewerb und wurde mit dem OEil d’or für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet. Kaouther Ben Hania erzählt die wahre Geschichte von Olfa, deren zwei älteste Töchter verschwunden sind. Um sich dieser Familiengeschichte und den Entwicklungen in Tunesien mit der nötigen Distanz zu nähern, lässt sie drei Schauspielerinnen auftreten und verwebt in einer meisterlich fesselnden Inszenierung Dokument und Fiktion. Weiter
Im Kino:
- Aarau, Freier Film: ab 5. Oktober
- Baden-Wettingen, Orient: 7. bis 11. Oktober
- Basel, kult.kino: ab 5. Oktober
- Bern, Rex: ab 5. Oktober
- Brugg, Odeon: ab 3. Oktober
- Chur, Kinocenter: 12. Oktober
- Frauenfeld, Luna: ab 5. Oktober
- Luzern, Stattkino: ab 5. Oktober
- Schaan, Skino: ab 5. Oktober
- St. Gallen, Kinok: ab 5. Oktober
- Thun, Rex: 13. November
- Wil, Cinewil: 23. Oktober
- Winterhur, Cameo: ab 15. Oktober
- Zug, Gotthard: 9. Oktober
- Zürich: ab 5. Oktober
The Man Who Sold His Skin (2020)
Sam ist ein ebenso sensibler wie impulsiver junger Mann, der aus Syrien in den Libanon geflohen ist und zu seiner Geliebten Abeer nach Brüssel reisen möchte. Nur wie? Der renommierte Künstler Jeffrey Godefroy will ihm helfen, indem er ein lebendes Kunstwerk aus Sam macht und so über die Grenzen bringt. Kaouther Ben Hania brilliert einmal mehr mit ihrem scharfsinnigen und schonungslosen Blick auf unsere Gegenwart. Sam Ali und Abeer sind ein Paar aus Raqqa am Euphrat. Weiter
La Belle et la Meute (2017)
Mariam ist eine Uni-Studentin aus Tunis. Sie vergnügt sich gerne, geht mit ihrer Freundin an einen Discoabend und spricht Youssef an. Die beiden gehen ins Freie, und wenig später rennt Mariam durch die Strassen. Sie wurde von drei Polizisten vergewaltigt. Kaouther Ben Hania setzt danach ihre Erzählung an, in der eine Frau im Laufe einer Nacht versucht, Anzeige zu erstatten und dabei mit einem Männersystem konfrontiert wird. Weiter
Le challat de Tunis (2014)
Tunesien, vor der Jasminrevolution. 2003 soll in Tunis ein Unhold auf einem Motorrad unter-wegs gewesen sein, der es mit einem Rasier-messer auf die Hintern von Frauen abgesehen hatte. Zehn Jahre später macht sich Regisseurin Kaouther Ben Hania daran, «Die Klinge von Tunis» aufzuspüren. Weiter