The Man Who Sold His Skin

Sam ist ein ebenso sensibler wie impulsiver junger Mann, der aus Syrien in den Libanon geflohen ist und zu seiner Geliebten Abeer nach Brüssel reisen möchte. Nur wie? Der renommierte Künstler Jeffrey Godefroy will ihm helfen, indem er ein lebendes Kunstwerk aus Sam macht und so über die Grenzen bringt. Kaouther Ben Hania brilliert einmal mehr mit ihrem scharfsinnigen und schonungslosen Blick auf unsere Gegenwart.

Sam Ali und Abeer sind ein Paar aus Raqqa am Euphrat. Es hat sich ewige Liebe versprochen und träumt von einem Leben in Frieden. Sam haut aus Syrien ab, bevor man ihn einsperrt; Abeer wird von ihrer Familie an einen Diplomaten verheiratet, der das Land in Brüssel vertreten soll und Abeer mitnimmt. Sam will ihr nachreisen, aber wie kommt ein syrischer Flüchtling nach Europa? In Kunstgalerien futtert er sich durch und trifft auf die Agentin Soraya und den erfolgreichen Künstler Jeffrey Godefroy. Der bietet dem verzweifelten Verliebten an, ihn zum Kunstwerk zu machen und als solches nach Brüssel zu bringen. Ein Pakt mit dem Kunstteufel. Godefroy tätowiert Sam das begehrte Schengen-Visum auf den Rücken und verändert seinen Körper statusmässig vom Flüchtling zum Kunstobjekt. Nun steht Sam die Welt offen, liegt ihm die Kunstwelt zu Füssen. Freiheit hat ihren Preis.

Man könnte sagen: Zynischer lässt sich die Gegenwart nicht zuspitzen, aber die Tunesierin Kaouther Ben Hania, die uns diese Geschichte bravourös inszeniert erzählt, hat diese nicht erfunden. Es gibt den realen Fall, der dem Film vom Mann, der seine Haut verkauft, zugrunde liegt. 2006 hat der Belgier Wim Delvoye dem Schweizer Tatoo-studiomann Tim Steiner den Rücken in ein grosses Bild verwandelt und für 240’000 Franken an einen Sammler verkauft. So kam Steiner als Objekt in die Museen der Welt. Kaouther Ben Hania hat schon in früheren Filmen wie ihrem Mockumentary Le challat de Tunis bewiesen, wie spannend es sein kann, mit Fakten zu spielen, sie zu fiktionalisieren, um umso scharfsinniger zum Kern vorzudringen. Hier bringt sie das Schicksal eines Flüchtlings mit dem Wesen der Kunstwelt zusammen und entblösst im ureigensten Sinn die Käuflichkeit der Welt. Wer seine Haut opfert, kann ans Ziel gelangen. Eine wuchtige Satire.
Walter Ruggle

Festivals & Auszeichnungen

Academy Awards 2021
Nomination for Best International Film
Venezia 2020, Orizzonti:
Best Actor (Yahya Mahayni)
Edipo Re Award (UniversitĂ  degli Studi di Padova e ResInt Rete dell'Economia Sociale Internazionale)
El Gouna Film Festival
Best Arabic Film
Stockholm International Film Festival
Best Script Kaouther Ben Hania
Chichester International Film Festival
Cyprus Film Days International Festival

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Credits

Originaltitel
The Man Who Sold His Skin
Titel
The Man Who Sold His Skin
Regie
Kaouther Ben Hania
Land
Tunesien
Jahr
2020
Drehbuch
Kaouther Ben Hania
Montage
Marie-Hélène Dozo
Musik
Amin Bouhafa
Kamera
Christopher Aoun
Ton
Anders Billing
KostĂĽme
Randa Khedher
Ausstattung
Sophie Abdelke
Produktion
Tanit Films (Nadim Cheikhrouha), Annabella Nezri
Formate
Blu-ray, DCP
Länge
104 Min.
Sprache
Arabisch, Englisch, Französisch/d/f + i
Schauspieler:innen
Koen de Bouw (Jeffrey Godefroi), Dea Liane (Abeer), Yahya Mahayni (Sam Ali), Monica Bellucci (Soraya Waldy), Darina Al Joundi (Sam's Mother), Saad Lostan (Ziad), Jan Dahdoh (Hazem), Marc de Panda (Marc Sheen), Christian Vadim (Attorney), Najoua Zouhair (Schwester/Soeur)

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Filmstill The Man Who Sold His Skin
Filmbesprechung

Die wahre Ware ist der Mensch

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Filmstill The Man Who Sold His Skin
Interview

«Dieser Film ist die Begegnung zwischen zwei Welten»

Ein Gespräch mit der tunesischen Filmemacherin Kaouther Ben Hania zu ihrem Film «The Man Who Sold His Skin».

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Pressestimmen

«Eine beissende Satire und ein beklemmendes Drama in einem.» Tages-Anzeiger, Matthias Lerf

«Un réfugié syrien gagne son indépendance en se compromettant avec l’art contemporain. Une parabole drolatique du monde actuel.» Le Temps, Antoine Duplan

«In diesem genialen Film verkauft ein Syrer seine Haut als Kunstwerk. Grosses Kino, visuell super gestaltet, sehr sarkastisch, mit jeder Menge unerwarteter Pointen.» Annabelle, Mathias Heybrock

«Kaouther Ben Hania s’empare d’une histoire vraie et en fait une satire mordante, artistique et politique.» La Liberté, Olivier Wyser

«Ein Fest für die Augen, eine moralische und kunsttheoretische Knacknuss, eine Reise in den Nahen Osten mit einer subtil umgedrehten Perspektive und neben all dem auch noch ganz einfach eine ausgesprochen gut erzählte Geschichte von Menschen.» SRF 2, Michael Sennhauser

«L’esthétique éthérée souligne la superficialité du monde dans lequel évolue l’artiste.» Cineman, Laurine Chiarini

«Zu gleichen Teilen zynischer Kommentar auf unsere Gegenwart, politische Parabel und Gesellschaftssatire. Sosehr man den Stoff als Fiktion abtun möchte, er basiert doch auf der Realität. Unbedingt sehenswert.» NZZ am Sonntag, Teresa Vena

«Une satire de notre société de consommation qui vient rappeler que, dans notre monde capitaliste, les marchandises circulent plus facilement que les êtres humains.» L'Evénement syndical, Nicolas Jacot

«Kaouther Ben Hania durchdringt ihr Drehbuch mit einer enormen Vielschichtigkeit, die von einem profunden Wissen aus der Problematik von Migration zeugen.» P.S. Zeitung, Thierry Frochaux

«The Man Who Sold His Skin erzählt um die Ecke gedacht die Geschichte einer unverbrüchlichen Liebe, ist zugleich aber auch ein politisches Manifest, das Versatzstücke von Drama, Satire, Tragödie und Komödie souverän zusammenbringt.» Luzerner Zeitung, Irene Genhart

«Kaouther Ben Hania liefert einen zynischen Blick auf unsere Zeit – die Kommodifizierung von Menschen, Migration, und Mahayni stattet seine Figur mit der nötigen Intensität und Ambivalenz aus.» Filmbulletin, Silvia Posavec

«Une satire ravageuse, qui fustige aussi bien le cynisme de certains milieux artistiques que l’hypocrisie de la communauté internationale en matière d’immigration.» Le Quotidien jurassien, Vincent Adatte

«Die eindrückliche Geschichte zeigt, wozu ein Mensch bereit sein kann, um seinen geliebten Partner wiederzusehen. Hauptdarsteller Yahya Mahayni bietet dabei eine schauspielerisch aussergewöhnliche Leistung. Er zeigt eindrücklich, dass ein Mensch auch ausserhalb des Gefängnisses gefangen sein kann: zwischen seiner Heimat und der westlichen Welt. Gefangen aber auch zwischen der Kunst, der Dekadenz und seinem sehr einsamen Dasein. Ein wirklich toller Film.» outnow, Christoph Reiser

«Absolut hinreissend.» bzBasel, Regina Grüter

«Die tunesische Regisseurin Kaouther Ben Hania legt in ihrem Film die Absurdität des Kunstmarkts offen und kritisiert ein globales kapitalistisches System, das Objekten mehr Wert zuspricht als Menschen.» Die Wochenzeitung, Giulia Bernardi

«Meisterhaft zugespitzt. Ein Film, der rasante Haken schlägt zwischen purer Zärtlichkeit, liebevoller Unkontrolliertheit und schockierendem Zynismus. Ein Film über Respekt und Würde, über Verbundenheit und Liebe. Fazit: unbedingt sehenswert!» Kanal K, Ruth Wili

«Der Belgier Koen the Bouw spielt Godefroi mit mephistophelischem Charisma, Yahya Mahayni überzeugt in der Rolle Sam Alis durch ein breites Gefühlsspektrum, Dea Liane – sie hat die faszinierendsten blauen Augen der Welt – überzeugt in ihrer ersten Filmrolle als eine Frau, die sich ihrem Schicksal ergibt, davon aber nicht brechen lässt.» Aargauer Zeitung

«Kein simpler Kunstthriller sondern ein sorgfältig und vielseitig gestaltetes Kunstwerk für sich.» Sennhausers Filmblog

«Ben Hania versteht es, unterstützt von einem starken Ensemble, die Handlung zügig voranzutreiben und vor allem im Finale mit mehreren überraschenden Wendungen, den satirischen Biss noch zu verstärken.» Filmnetz, Walter Gasperi

«Provokativ satirisch hat die Regisseurin diese ‹Geschichte› inszeniert. Als Betrachtung der Kunstszene sowie der Ignoranz der westlichen Welt – und auch um zu zeigen, wozu ein Mensch bereit sein kann, um seinen geliebten Partner wiederzusehen.» Movie-Eye Filmblog, Benny Furth

«Kaouther Ben Hania zeigt ihren Protagonisten nicht stereotyp, sondern als komplexe und widersprüchliche Figur.»

NZZ am Sonntag, Denise Bucher

«With The Man Who Sold His Skin, Tunisian filmmaker Kaouther Ben Hania crafts a biting art-world satire, turning a Syrian refugee’s quest to reunite with his lost love — and controversial decision to become a tattooed living canvas — into a slick, sublimely shot musing on freedom. Inspired by a real-life artwork, the writer-director’s follow-up to 2017’s Beauty And The Dogs segues from romance and dark comedy to drama and tragedy, determined to make a statement of its own.» Screen International

«A stimulating work that highlights important issues and once again confirms Ben Hania as a rising talent.»

Variety

DIRECTOR'S NOTE «This project is born from the encounter between two worlds. The world of contemporary art, and more particularly the work of the Belgian artist Wim Delvoye (Tim, 2006) and the world of political refugees—especially Syrian refugees, their struggle with travel documents and residency permits... I have indeed asked myself: “What would happen if... a famous artist offered to a refugee to become his work of art to solve his freedom of movement problem?” Thus, was born the journey of Sam Ali: a passionate young refugee thrown into a cynical world. An ordinary man facing an extraordinary adventure. The film is also a love story where the protagonist is separated from the woman he loves, and he tries to recover even if he has to lose his dignity and his skin in the process. Or what does it mean to be free when the game is already rigged, when you don’t have much of a choice? The Man Who Sold His Skin is an allegory about one’s personal freedom in an inegalitarian system tackling broader meaning about our real-world issues.» Kaouther Ben Hania